NeuRosen (XXIX)

Es ist halb zwei. Ich laufe zur Tankstelle, man kennt mich dort, die ältere Verkäuferin, die immer nachts da ist, lächelt mich an wie einen guten Bekannten. Ich komme zur Zeit fast jede Nacht, um Alkohol zu kaufen, meist nachdem ich den ganzen Tag zuhause verbracht habe, um an meiner Kunst zu arbeiten, ohne jede Art von Pause. Mein Kopf schwirrt dann von Eindrücken, von Worten und Bildern, die ich selbstständig nicht mehr abschalten kann.

Ich weiß nicht genau, warum die Dame gerade jetzt frische Brezeln gebacken hat, vielleicht kommen morgen früh viele Fernfahrer von der nahegelegenen Autobahn, vielleicht ist sie einfach nur verrückt. Sie schlägt mir vor, dass ich doch eine Brezel zu meinen Whiskey-Mischgetränken nehmen könnte. Ich sähe immer so blass aus, ich könnte Essen vertragen, meint sie, als ich kurz zögere, verwirrt von dieser Variation des normalen Ablaufs eines Einkaufs an der Tankstelle. Sie klingt dabei wie meine Mutter und für eine Sekunde sieht sie auch genau so aus. “Nein, Danke, ich habe schon gegessen”, sage ich, zurücklächelnd. Es ist eine Lüge.