Briefing (X)
Ihr netten Streifenpolizisten, die ihr mich heute vor dem Praktiker anhieltet,
man mag es für eine nette Geste halten, dass Ihr mit die Strafe für das Nichtmitführen eines Warndreiecks erlassen habt, weil ich heute Geburtstag habe. Wenn man allerdings die Umstände berücksichtigt, unter denen diese “allgemeine Verkehrskontrolle” zustande kam und die Art, wie Ihr mich dabei behandelt habt, dann könnte man leicht zu dem Schluss kommen, dass “selbstherrlich” doch der bessere Begriff für Euer Verhalten ist. Ich wollte lediglich zum Baumarkt fahren und mir dort Farbe kaufen, um heute ein bisschen zu malen. Zugegeben, ich trug dabei ausschließlich schwarze Kleidung und ich habe nun einmal lange Haare. Dass das für Euch, die Ihr mir auf der Hauptstrasse zunächst entgegen kamt, Grund genug war, um einen U-turn hinzulegen und mich bis auf den Parkplatz des Baumarktes zu verfolgen, mag man noch mit mit irgendwelchen Schulungen erklären können, die Polizisten, insbesondere in Bayern, mitzumachen haben (“lange Haare, das heisst Probleme”). Aber dass Ihr dann mit mir das Spielchen “Guter Cop, Böser Cop” zu spielen versucht habt und mich derjenige von euch, der den guten Cop spielte, in ein lässiges Gespräch über Drogenkonsum im Allgemeinen zu verwickeln versuchte, um mir irgendwelche selbstbelastenden Aussagen zu entlocken, die ich leider mangels Erfahrung mit dem Thema nicht machen konnte, während der Andere mit todernster Mine im Fahrzeug meine Autonummer irgendwohin durchfunkte, fand ich dann schon ziemlich verstörend in dem Sinne, dass ich dachte, wir würden im Jahr 2008 leben und die alten Klischees würden langsam, aber sicher nicht mehr gelten. Ihr habt mich eines besseren belehrt, nicht nur mit der abschliessenden Aussage, ich solle Euere Großzügigkeit bezüglich der Strafe doch mal zum Anlass nehmen, meine “Sorgfältigkeit zu überdenken”. Übrigens hatte ich mein Warndreieck sogar dabei, allerdings lag es in meinem Kofferraum unter einem Berg von Notizen, Büchern und sonstigem Kram, der sich im meinem Auto über die Zeit angesammelt hat und ich hatte keine Lust, meinerseits irgendwelche Vorurteile in Eueren Köpfen weiter zu festigen, indem ich erstmal alles vor euch auspacke, was ich so mit mir führe.
Das nächste Mal leg ich es in Griffnähe,
Euer Sebastian