Tiefenstrukturanalyse (XXI)

“Gott sei Dank dürfen wir Kiffer-Fotos jetzt den Behörden geben“ titelte heute, zumindest für ein paar Stunden, Spiegel Online in Bezug auf ein Interview mit dem StudiVZ-Geschäftsführer Marcus Riecke. Der Aufschrei in der Bloggerszene und sonstwo im Netz ließ natürlich nicht lange auf sich warten.

Dazu gibt es dreierlei zu sagen: 1) Wer öffentlich Bilder irgendwelcher Art von sich ausstellt, sich dann wundert, dass diese öffentlich sind, und nach “Datenschutz” ruft, dem wurde offenbar das Gehirn schon vor langer Zeit amputiert 2) Wer wirklich glaubt, dass irgendeine Staatsanwaltschaft in Deutschland wegen eines Fotos, das irgendwen beim vermeintlichen Cannabiskonsum zeigt (was übrigens, entgegen der landläufigen Meinung, an sich keine Straftat darstellt, strafbar ist lediglich der Besitz) einen Antrag bei StudiVZ stellt, um den “Klarnamen” zu bekommen (steht der nicht sowieso schon da?) und dann Maßnahmen ergreift, der ist noch dümmer als die Menschen in Kategorie Eins 3) Dass der Spiegel eine solche Schlagzeile bastelt, die locker Bild-Niveau erreicht, ist wirklich schwer verständlich. In dem Interview ist nämlich der zitierte Satz so gar nicht gefallen, er ist lediglich eine “logische Folgerung” des Autors. In Wahrheit springt Spon hier auf einen beliebten Internet- und Blogger-Trend auf, nämlich dem, bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf das sicherlich in vielen Punkten wirklich kritisierbare StudiVZ einzudreschen.

Viel Lärm um nichts, also, wieder mal. Die schöne neue Web2.0-Welt produziert Nachrichten, die nur um sie selbst kreisen, aber im Endeffekt keinerlei echten Inhalt haben. Warum also schreibe ich darüber und füge mehr Nichts zu dem Nichts hinzu? Ganz einfach: Weil die Google-Suchbegriffe “Kifferbilder”, “Kifferfotos”, “Spiegel Online” und “StudiVZ” in den nächsten Tagen sicherlich hunderte bis tausende Menschen auf dieses Blog leiten werden, die ich dringend abgreifen will :). Wenn Du einer von denen bist, dann: Herzlich Willkommen. Hier geht es eigentlich um Kunst, nicht um irgendwelchen neumodischen Internetkuhmist oder Drogenkonsum.

Update: n-tv greift die Vorlage auf und berichtet am 29.03. in der Sendung “Recht & Steuern” über “Spitzelvorwürfe” gegen das StudiVZ und private Daten im Internet.