Begegnungen (II)
Vor einer Stunde sind wir angekommen in der neuen Wohnung. Hamburg-Hamm. Es ist spätnachts, aber ich kann jetzt noch nicht schlafen, muss noch einmal durch das neue Viertel schleichen. Es ist ruhig hier, von einer größeren Staße abgesehen. Als ich genau diese entlanglaufe, wittere ich den möglichen Ärger, der von einer Gruppe ausländischer Mitbürger jugendlichen Alters, die vor einer Shisha-Bar stehen, ausgehen könnte, schon von weitem. Aber ich darf keine Angst zeigen – das ist jetzt auch meine Stadt – und deswegen gehe ich stur weiter geradeaus. Mein Herz bleibt kurz stehen, als ich einer der Typen von der Gruppe löst und auf mich zukommt. Er frage nach Feuer und weist mich auf meine offenen Schnürsenkel hin. Hatte er auch schon, dass er wegen sowas “derbe auf die Fresse geflogen” sei, erklärt mir der Braungebrannte, der sich als “Khalid, der Albaner” vorstellt. “Ka-ha-a-el-i-De” sagt er, grinst und gibt mir gleich seine Telefonnummer, als ich ihm zu verstehen gebe, dass ich neu in der Gegend bin. “Kannst morgen vorbeikommen, dann können wir einen Joint durchziehen”, so sein Vorschlag, den ich nur zögernd zurückweise (man weiß ja nicht, ob er sich dadurch vielleicht beleidigt fühlt) mit dem Hinweis auf die Arbeit, die kurz nach dem Umzug noch ansteht. “Ich bin aus Bayern hierhin gezogen”, erkläre ich Khalid, der sich aber “mit den Bundesländern nicht so auskennt”. Dafür hat er einen anderen Hinweis für mich: Ihn kenne hier im Viertel jeder und wenn ich mal Stress mit irgendwem hätte, dann solle ich doch einfach ihn anrufen. Na dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Oder?