Einvernehmen.
Ich weiß, was ihr vorhabt. Ich kenne euch. Denkt bloß nicht, dass ich nicht klug genug bin, um euch zu durchschauen. Nein, ich lasse mich nicht überzeugen. Bloß deswegen, weil ich paranoider Schweinehund bin, glaubt ihr, dass ihr mir erzählen könnt, dass das alles bloß aus meiner Psyche entsprungen ist? Nein, Nein und nochmal Nein. Ihr kennt doch dieses Sprichwort, das auch Kurt einem seiner Songs verwurstet hat, oder hat er es sogar erfunden? Es besagt jedenfalls, dass man nicht glauben soll, dass sie einen nicht verfolgen, bloß weil man paranoid ist. Mit euch ist das so. Ich habe euch rumschleichen sehen, hinten im Garten. Wie ihr meine Handys angezapft habt, das war so einfach zu durchschauen. Ich habe deswegen monatelang nur noch in Codes gesprochen, das habt ihr wohl nicht gemerkt, wohl aber meine Gesprächspartner, die mächtig irritiert waren und mir zum Teil sogar die Freundschaft gekündigt haben. Drauf geschissen. Die hätten das doch merken können, hätten sie, oder? Schlimmer wurde es, als ihr bei mir geklingelt habt, euch als Paketboten ausgegeben und sowas alles. Denkt ihr wirklich, ich wäre dumm genug, um auf so billige Tricks wie „DHL, wir haben da ein Päckchen für Sie“ reinzufallen? Da kennt ihr mich aber schlecht. Ich bin intelligent, ich durchschaue diesen Kram. Ich durchschaue ihn bis jetzt. Und deswegen musstet ihr irgendwann Gewalt anwenden. Als ihr mit eueren Polizeiuniformen aus dem Kostümverleih vor der Tür standet, ich muss zugeben, das war gut gemacht. Ich hätte fast aufgemacht. Irgendwann habt ihr auch gemerkt, dass ihr bei mir auf Granit beißt, oder? Deswegen musstet ihr dann Gewalt anwenden. Bei mir einbrechen, meine Tür eintreten um vier Uhr morgens und mich mit Gewalt holen.
Und jetzt? Jetzt wollt ihr mir noch erzählen, dass ich Probleme hätte, die nur ihr lösen könnt. Schon klar. Ich fasse das mal zusammen: Ihr Scheißkerle verfolgt mich monatelang, weil ihr mich holen wollt und ich falle nicht drauf rein. Dann holt ihr mich tatsächlich, reißt mich in Unterhosen aus dem Bett, legt mir Handschellen an und sperrt mich in eine Zelle mit einem einzigen Fenster, das auch noch so konstruiert ist, dass mir die Sonne jeden Morgen ab acht Uhr mitten in die Fresse scheint, wenn ich auf dieser dünnen Matratze liege, um ein bisschen Schlaf zu kriegen, eine Zelle, in der ich in einen Metalleimer von einer Toilette scheißen muss, der an die Wand geschweißt ist, damit ich mir nichts damit antun kann, und jetzt wollt ihr mir erzählen, ich wäre selbst verantwortlich für die Situation, in der ich bin? Ihr müsst mich für einen absoluten Volltrottel halten, wenn ihr jetzt auch noch die Gehirnwäschetaktik versucht. Aber dass ich das nicht bin, das müsstet ihr doch schon kapiert haben. Ihr habt doch diese Dossiers über mich. In denen steht, das ich klug bin, das steht da doch, oder? Na also. Und jetzt? Was machen wir jetzt? Nein, Freundchen. So einfach bin ich nicht zu ködern: Nur weil „alle“ das sagen, glaube ich es noch lange nicht. Das ist ja in etwa so dämlich, als wäre eine Bande von Leuten farbenblind und würde dem einzigen Typen, der Farben sehen kann, erklären wollen, dass er völlig durchgeknallt ist. Und ich weiß, wovon ich rede, denn ich bin farbenblind. Na, zumindest farbenblinder als die meisten, die es wirklich sind. Wirr? Ich will auch gar nicht mir Dir reden, Du Hurensohn. Warum stellst Du mir diese Fragen? Was willst Du von mir wissen? Weißt Du, was Dein Problem ist? Foucault ist Dein Problem. Der hat Dich durchschaut, schon vor ewig langer Zeit. Du bist ein Vertreter der verdammten Normalisierungsgesellschaft, ein Zahnrad in diesem ganzen riesigen Apparat aus Wahnsinn, der Menschen formt von dem Tag an, an dem sie geboren werden. Aber ich spiele nicht mit, ich steig aus der Maschine aus. Mich erwischt ihr nicht, auch wenn ihr mich wegsperrt und mit Psychofragen löchert, bis ich schwarz werde. Das kannst Du denen ruhig genau so mitteilen. Gerne. Schreib das da rein, in Deinen Fragebogen. Ich steh zu meiner Meinung.
Was zum Teufel? Ich habe niemanden umgebracht. Netter Trick, aber. So könnt ihr dann die Öffentlichkeit davon überzeugen, dass ich verrückt bin, ich verstehe schon. Du willst nicht sagen, dass ihr das von Anfang an so geplant hattet, oder? Oh, verflucht. Ihr seid schlauer, als ich dachte. Ganz offen: Ich habe euch von Anfang an unterschätzt. Wie ihr das so zusammenbastelt, dass ich eine Gefahr wäre, jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Gegen Schuppen kennen ich übrigens ein paar gute Shampoos, brauchst Du Tipps, Freundchen, falls Du Dir mal wieder Haare wachsen lässt? Ja, die Knochen in der Truhe. Perfekt für euch, natürlich. Ich sag dazu nichts. Was sollte ich dazu auch sagen, ihr würdet es eh nur so hin drehen, dass es in euere kleine Geschichte von dem gefährlichen Typen passt, den man dringend wegsperren muss. Wollt ihr wissen, wo noch mehr Knochen sind? Die Knochen reden aber nur mit mir, das sag ich euch gleich. Ne, mit euch reden die nicht. Die sind doch nicht wahnsinnig.