Daily Irrsinn (III)

Heute habe ich zum dritten Mal versucht, zum Arzt zu gehen. Diesesmal bin ich sogar bis zu Herrn G. durchgedrungen. Aber von vorne: Mein Termin war auf Viertel vor elf gelegt worden und ich war selbstverständlich pünktlich. Das aber änderte nichts an der Schlange an der Rezeption, die bis zur Eingangstür reichte und die eher den Eindruck von Hauptbahnhof als von Arztpraxis vermittelte. Nachdem ich meine Wegelagerergebühr entrichtet hatte und im Wartezimmer (das mehr als zehn Sitzplätze hatte) mit meinem schmerzenden Knie zunächst eine halbe Stunde stehen durfte, begann ich mich bereits zu fragen, was ich eigentlich hier tat. Eine weitere halbe Stunde später hatte ich einen Sitzplatz und es waren ansonsten nur noch Menschen anwesend, die später als ich selbst eingetroffen waren (man hat ja mehr als genug Zeit, die Leute genau zu beobachten, wenn man nichts tut außer warten). Das aber änderte bizarrerweise nichts daran, dass ich noch eine dritte halbe Stunde warten durfte, während mehr und mehr Leute aufgerufen wurden, die meinem naiven Empfinden nach erst nach mir drankommen hätten sollen. Als ich dann endlich in die Röntgenkammer geführt und anschließend erneut im Wartezimmer platziert wurde, hatte ich dann zumindest kurz das Gefühl, dass mir das Ganze am Ende weiterhelfen könnte, was sich leider als Trugschluss entpuppte, denn Herr Dr. G. teilte mir nach einer blitzschnellen, weiteren Untersuchung meines Knies in seinem Sprechzimmer mit, dass ich kerngesund bin und verschrieb mir ein Allerweltsmedikament gegen Schmerzen und Entzündungen, für das ich in der Apotheke weitere zehn Euro zu entrichten hatte. Ich denke, ich werde nun wieder einige Jahre Pause machen, bevor ich das nächste Mal eine Arztpraxis aufsuche. Zumindest davon bin ich vorläufig geheilt.