Musikalische Fundstücke (IX): Gorgoroth x 2

Die norwegische Band Gorgoroth, immerhin eine der dienstältesten Gruppen im Genre des Black Metal, hat sich getrennt. Der dritte Frontmann der Band, Kristian Espedal, der unter dem Pseudonym Ghaal aktiv ist, und der Bassist auf der einen Seite können nicht mehr mit dem Gitarristen und einzigen verbliebenen Gründungsmitglied Roger Tiegs aka Infernus auf der anderen Seite zusammenarbeiten, das verkündeten die beiden Parteien schon im Oktober 2007. Kreative Differenzen.

Das Ganze wäre nun eigentlich ein ganz alltäglicher Vorgang im Musikgeschäft und wäre auch nicht weiter beachtenswert, wenn nicht beide Seiten die Rechte an dem Bandnamen (der, das sei nur nebenbei erwähnt, eigentlich ein Wort aus Tolkiens ‘Lord Of The Rings’-Zyklus ist) für sich reklamieren würden, beide in ihrer eigenen Logik damit völlig richtig handeln würden und wenn sich die Situation nicht soweit zugespitzt hätte, dass neuerdings beide Seiten fast gleichzeitig ein neues Gorgoroth-Album aufnehmen wollen. Die Trennung führte also quasi zu einer Verdopplung der Band. Ein Vorgang, der meines Wissens nach einmalig in der Musikgeschichte ist. Wenn die Gerichte bis Mitte nächsten Jahres nicht eine Entscheidung treffen (und es sieht nicht danach aus, als wäre der Fall so schnell entscheidbar), dann bekommen wir jedenfalls zwei neue Alben von Gorgoroth. Von zwei verschiedenen Versionen der Band. Höchst interessant.


Musikalische Fundstücke (VIII): Originelles von Oasis

Die Gebrüder Gallagher von Oasis demonstrieren, wie man originelle Promotion für ein Album machen kann: Sie liessen die zum Großteil noch unveröffentlichten Songs ihrer kommenden Platte “Dig Out Your Soul” von 15 verschiedenen Straßenmusikerbands in New York covern und stellen die Videos der Performances nach und nach auf einen eigens dafür kreierten Youtube-Channel. Spannend.


Musikalische Fundstücke (VII): Metallica – ‘Mouldy’

Das frühe Demo von Metallicas ‘Hero Of The Day’, betitelt ‘Mouldy’ (nach der Tatsache, dass die Band schon so lange mit dem Riff rumgespielt hatte), gräbt dem sehr alternative-lastigen Original fast das Wasser ab. Wer sich fragt, was James Hetfield da an einer Stelle kryptisches singt, dem sei gesagt, dass er in mehreren Demos von Metallica lediglich lautmalerisch die Melodien intoniert, falls zu dem jeweiligen Zeitpunkt die Lyrics noch nicht geschrieben waren. Anzuhören hier.


Band-Komplettreviews (III): Nirvana

Bleach (1989) – Rohes Debütalbum zwischen Punk und Metal, das noch nichts vorwegnimmt, streckenweise aber schon vorrausdeutet. 6/10

Nevermind (1991) – Zwischen Popmelodien und Punkriffs: Das nahezu perfekte Album zum perfekten Zeitpunkt, das die 80er endgültig zu den Akten legt und die Band zur Legende macht, streckenweise aber von Produzent Butch Vig zu glattgeschliffen wurde. 9/10

In Untero (1993) – Kurt Cobain verweigert sich dem Druck, ein zweites Nevermind zu schreiben und experimentiert stattdessen in genialischer Weise mit Noise- und Postrock-Elementen, schreibt dazwischen aber trotzdem große Hits. 10/10


Music Sketches (I)

Unfinished song I started writing today:

Boomp3.com

Working title: ‘Unreal’
Singer: Swantje T. aka Z.


Review: Metallica – ‘The Day That Never Comes’ (Song)

Nach gefühlten zigtausenden von nichtssagenden Videoschnipseln und Songclips ist es seit heute Abend endlich soweit: Die erste Single der neuen Metallica-Platte “Death Magnetic” ist auf der Homepage der Band in ihrer Gänze im Stream zu hören. ‘The Day That Never Comes’ heisst das Stück und der Titel ist mindestens ein kleiner ironischer Seitenhieb auf die viele Kritik, die die Band in den letzten Jahren (oder besser: Jahrzehnten) einstecken musste, denn viele, viele Metallica-Fans hätten es niemals für möglich gehalten, dass Metallica wirklich nochmal so klingen würden und vor allem könnten wie in den 80ern. Doch tun sie das wirklich? Jein. Die Struktur, der Aufbau und der erste Eindruck des Songs legen eine Nähe vor allem zu “…And Justice For All” zwar nahe, wenn man aber genauer hinhört, offenbaren sich doch einige Unterschiede: Da ist zum einen der wirklich grandiose Sound, der, wenn man davon absieht, dass die Drums einen Tick zu weit nach vorne gemischt sind, seinesgleichen sucht. Auf der anderen Seite, und das ist die einzige Kritik, die man an ‘The Day The Never Comes’ üben kann, ist da die Stimme von James Hetfield, die leider den Schwachpunkt des ganzen Songs darstellt, was wohl auch ein Grund dafür sein dürfte, dass er sie so spärlich einbringt: Hetfield singt anno 2008 leider weder so gut wie zu “Load”-Zeiten, noch keift er so gut wie jungen Jahren, zudem hat er keinen griffigen Refrain oder auch nur Melodiebogen zur Hand, der den Song aufwerten könnte. Selbiges Manko aber gleichen die Gitarren locker aus, denn auch wenn Kirk Hammets Solo am Ende etwas zwanghaft wirkt, ist die Nummer doch mit extrem leckeren Riffs und Melodien geradezu vollgestopft.

‘The Day That Never Comes’ ist ein gewaltiger Metal-Song, den man in der Form sicher nicht ohne viel Optimismus von Metallica hätte erwarten dürfen und der vor allem erstaunlich kurzweilig daherkommt (man glaubt kaum, dass das 8 Minuten sein sollen, wenn man die Uhr nicht im Auge behält). Wenn das zugehörige Album noch drei, vier stärkere Tracks beinhaltet, kann man durchaus schonmal anfangen, die Rückkehr der größten Metal-Band der Welt zu feiern.

Bis dahin mit Vorbehalt:

7,5 von 10 Punkten.


Musikalische Fundstücke (VI): Über Emos

In einem lesenswerten Artikel in der “linken Wochenzeitung” Jungle World, den man auch online lesen kann, versucht Martin Büsser die Frage zu klären, warum alle Subkulturen gleichermaßen Emos hassen.

Ich ganz persönlich hasse Emo übrigens aus dem Grunde, der im letzten Absatz des Artikels ansatzweise erklärt wird: Diese vermeintliche “Bewegung”, die nichteinmal ein richtiges Feinbild (wie etwa den Kapitalismus oder die spießige Gesellschaft) hat, ist schon deswegen keine solche, weil sie nichts als ein zusammengeklauter, mainstreamiger Stilmix aus richtigen Bewegungen (vorwiegend Punk und Gothic) ist, der zudem keinerlei wirklich eigenständige bzw. in irgendeiner Form relevante Musik hervorgebracht hat. Im Sinne einer Subkultur sind Emos von daher so in etwa so bedeutend wie H&M-Klamotten-Träger.


Musikalische Fundstücke (V): Hellsongs

Die schwedische Gruppe Hellsongs covert absolute Metal-Klassiker als hippieske Akustikstücke und ist dabei musikalisch deutlich besser als andere Acts aus der Kategorie “abgefahrene Cover-Versionen” wie etwa Beatallica oder der recht cheesige Richard Cheese (*ahem*). Anzuhören kann man sich ein paar der Hellsongs-Songs hier, die richtig guten Sachen (unter anderem Metallicas ‘Blackened’ oder Slayers ‘Seasons In The Abyss’) gibt es auf dem Album “Songs In The Key Of 666″ zu hören, das im übrigen mit einem unheimlich knuffigen Artwork daherkommt.


Musikalische Fundstücke (IV): One Day As A Lion

One Day As A Lion bestehen aus dem früheren The Mars Volta-Drummer Jon Theodore und dem Rage Against The Machine-Frontmann Zack De La Rocha. Den ersten Song von ihrer kommenden EP kann man sich seit ein paar Tagen auf der Myspace-Seite der Band anhören. Er trägt den Titel ‘Wild International’ und ist zwar leider nicht das erwartete Highlight geworden, klingt aber dennoch durchaus vielversprechend.


Ten Years After (I): Everlast

Damals waren sich alle einig: Der Song ‘What It’s Like’ hat was. Ein bislang unbekannter Musiker mit dem nicht grade originellen Künstlernamen Everlast schaffte damit und mit dem gar nicht mal so schlechten Doppel-Platin-Album “Whitey Ford Sings The Blues” den Durchbruch. Wenn man sich den Song heute nochmal anhört, klingt das doch alles sehr flach und wenn diese simple, aber einprägsame Gitarrenmelodie nicht in dem Stück wäre, würde sich sicherlich niemand mehr daran erinnern.

Heute
verhunzt derselbe Typ, der ungefähr noch so viel Erfolg hat, wie er wirklich verdient, gerne Johnny Cash-Klassiker und hat sich optisch an seinen ebenso fetten Kollegen Uncle Kracker angenähert. Von White Trash-Faktor her waren sie sowieso schon immer auf Augenhöhe. Jetzt muss nur noch Kid Rock an Gewicht zunehmen, dann könnten die drei Jungs unter dem Namen “Fat Rednecks” großen Erfolg haben. Wie schrieb ein Mensch so herrlich treffend unter das Youtube-Video von Everlasts schauderhafter Version von ‘Folsom Prison Blues’? – “That screeching noise in the background is the sound of Johnny Cash spinning in his grave.”


Musikalische Fundstücke (III): “Death Magnetic”-Artwork

Metallica haben vor ein paar Tagen das Cover-Artwork ihres kommenden Albums “Death Magnetic” veröffentlicht. Ansehen kann man sich das Ganze hier. Abgesehen von der Tatsache, dass das Album das erste mit dem alten Bandlogo seit dem selbstbetitelten Album von 1991 (genauer betrachtet sogar das zweite Album überhaupt in der Discographie, bei dem das alte Logo ohne 3d-Effekt abgebildet wird [nach dem Debüt "Kill 'Em All"]) ist, lässt sich dazu sagen, dass das Cover zu den schlechtesten Albumartworks des Jahres zählt, denn das, was sich dort zeigt, ist genau das Gegenteil von Subtilität, Orginalität oder Tiefgründigkeit, sondern einfach eine schlechte wortgetreue Übersetzung des Albumtitels in ein effektüberladenes, flaches Symbol, das zudem noch ganz andere Assoziationen hervorruft. Warum kann sich eine so große Band keinen richtig guten Designer (besser wäre noch: Illustrator, denn diese Platte verdient eigentlich ein richtig gutes Old-School-Metalcover, wenn sie das ist, was die Band verspricht) leisten und warum sieht auch niemand im Umfeld, dass das so eigentlich gar nicht geht? Epic Fail.


Der Musikjournalist (IV)

Das kommende Album der amerikanischen Post-Grunge-Band Staind namens “The Illusion Of Progress” (Atlantic, VÖ: 05.09.) bekamen wir nicht als physische Promo-CD, sondern lediglich als Webstream zur Rezension. Abgesehen davon, dass man mit dem verwendeten Programm nicht einmal alle Tracks nacheinander abspielen kann, ändert der große Aufwand (es musste extra eine Promoterin die Mailadressen an die internationale Abteilung der Plattenfirma weiterleiten, die dann ihr wiederum einen Account im internen Bereich bei wmg.com für jeden einzelnen Schreiber einrichteten die personalisierten URLs für den Stream zurückschickten) leider auch nichts daran, dass die Platte zwar besser ist als die unterirdischen Versuche von Nickelback und 3 Doors Down, den Grunge nochmal in einer billigeren Version zum Mainstream zu machen, aber der Titel dennoch den Inhalt vorwegnimmt.


Band-Komplettreview: Marilyn Manson

Portrait Of An American Family (1994) – comicartiges, drogeninspiriertes Debüt, das auch in Bezug auf die Musik ziemlich beachtenswert ist. 6/10

Smells Like Children (EP / 1995) – irre psychedelisches Hörspiel inklusive einer genialen ‚Sweet Dreams’-Coverversion und ein paar wirrer Akustiktracks. 5/10

Antichrist Superstar (1996) – in gewisser Weise das düsterste, pychotischste und aggressivste Album der Nine Inch Nails. 10/10

Mechanical Animals (1998) – die perfekte Symbiose aus Industrial und GlamRock und eine beeidruckende Neuerfindung der Band. 10/10

Holy Wood (2000) – stilistisch eine Mischung aus den beiden großartigen Vorgängerwerken, songwriterisch werden leichten Tendenzen zum Rückschritt auf bereits ausgetretene Pfade sichbar. 8/10

The Golden Age Of Grotesque (2003) – nach dem Weggang des Bassisten und Hauptsongwriters Twiggy Ramirez kommen nur noch Rammstein-Riffs und simpelste Songs zum Vorschein. 3/10

Eat Me, Drink Me (2007) – der einst gefährlichste Mann des Rock ist vollends zum Emo geworden, der kitschige Liebeslieder intoniert und sich musikalisch wieder etwas glamrockiger gibt. 4/10