Briefing (I)

Lieber Christoph Schlingensief,

Da lief ich gestern mit meinem Jörlfriend nochmal raus in die graue kleine Stadt und dachte so bei mir: “Ich ess mir schnell noch Zitroneneis” und dann an den Draußentischen des Rästaurangs vorbei, in dem meine Ex und ich manchmal Griebenschmalzbrot verzehrten und in meinem Brain nur noch kulinarisches, um URplötzlich an einem der großen Helden meiner Postpubertät vorbeizugehen. Ich sag auch noch zu ihr: “Woah, der Typ sieht exakt so aus wie…” und merk noch im Satz, dass es nicht “wie” heisst, sondern dass Sie’s wirklich sind und ging später absichtlich nochmal durch die Tische, um mich zu ver=gewissern, wollt fast schon irgendwas zu Ihnen sagen, aber die Schwänin meinte, das wäre Ihnen bestimmt unangenehm.

Es ist wirklich surreal, wenn man einen von den Menschen, die eine TeilSchuld treffen, dass man in Bayreuth seit vielen Semestern das studiert, was man studiert, plötzlich genau dort trifft, in einer Standardsituation. David Lynch in der Schlange bei Lidl, Klopapier kaufend oder Kurt Cobain mit klaffendem Loch im Gesicht an der Tankstelle rumlungernd wären für mich auch nicht viel spektakulärer.

Dankeschön,

Ihr Sebastian B.