NeuRosen (XXX)
Eine Herausforderung ist nur dann eine Herausforderung, wenn die Möglichkeit des Nicht-Scheiterns besteht. Da es aber technisch, zumindest mit meiner Kamera, die nur bis ISO800 halberträgliche Resultate liefert, unmöglich ist, ohne Blitz in einem größeren Raum brauchbare Indoor-Fotos von sich bewegenden Menschen zu machen und ich keinen solchen besitze, kann es auch keine Herausforderung sein. Ich nehme also nicht die Herausforderung nicht an oder bin egoistisch, sondern möchte lediglich vermeiden, die in meine Bilder permanent und auch in diesem Fall zweifellos gestellten Erwartungen zu enttäuschen. Nimm meinen eigenen Perfektionismus hinzu, der mich bisher relativ zielsicher davor bewahrt hat, mich vor mir selbst allzu sehr zu blamieren, nimm hinzu, dass Du mir vor nicht allzulanger Zeit selbst aufgetragen hast, ich möge doch öfter meine Meinung und das Wort “Nein” sagen, wenn ich etwas nicht tun will oder kann, nimm hinzu, dass ich schon allein wegen der Uni so gut wie gar keine Zeit habe, um schlechte Bilder zu machen, auf die die Menschen dann viel zu lange warten müssten, um von denen ich und alle anderen am Ende nur enttäuscht wären, dann ist es fast eine zwingende Konsequenz, dass ich die Frage mit eben jenem “Nein” beantwortete, auch wenn ich wirklich sehr gerne anders gehandelt hätte.
Ich verstehe, woraus Du ein “Enttäuschtsein” ableiten willst, ich verstehe, dass es vielleicht gar nicht den Anspruch an irgendeine Art von Perfektion von Deiner Seite aus gegeben hätte, aber den gibt es von mir aus. Und er ist sehr stark, dieser Anspruch. Ich mache keine Dinge halb. Es ist etwas in mir, dass mir das verbietet. Und ich bin froh, dass dieses Etwas existiert, denn ohne seine Existenz wäre ich wie jeder beliebige andere Mensch.