Vergessene Perlen (II)

Covenant – “Nexus Polaris”
(1998/Black Metal)

Auf den Höhepunkt des Erfolgs von aus der extremen Metal-Szene stammenden Bands wie Cradle Of Filth und Dimmu Borgir, die mehr wollten, die den Mainstream geradezu suchten: Musiker von eben den beiden Bands sowie von den damals eher progressiven Mayhem und Arcturus schließen sich zusammen, um ein völlig überdrehtes Symphonic-All-Star-Sci-Fi-Black-Metal-Album zu machen, das irgendwie das Ende der 90er im Black-Metal markiert, auf dem über Drachen und und fremde Planeten gesungen wird und das in seiner Überzeichnung, aber auch in seiner bisweilen genialen Musikalität bis heute seinesgleichen sucht. Dass die norwegisch-englische Zusammenkunft Covenant (die sich wegen Namensgleichheit mit einer Electronic-Band später in The Kovenant unmbenennen mussten) danach zunächst wieder zerfiel, dass nur die Kernmitglieder Nagash und Blackheart (inzwischen nennen sie sich zu ihrem neuen Sound passender Lex Icon und Psy Coma) übrig blieben, dass diese anschließend nichts mehr auf die Reihe bekamen und zu einer halben Rammstein-Kopie mit Marilyn Manson-Image verkamen, sei ihnen verziehen angesichts des weiterhin herausragenden Albums “Nexus Polaris”. 9/10

Anspieltipp: ‘The Last Of The Dragons’ (hier).

Mad Season – “Above”
(1995/Grunge)

Irgendwo zwischen Pearl Jam und Alice In Chains formte sich Mitte der 90er Jahre in der amerikanischen Grunge-Szene die Supergroup Mad Season, die es nur zu einem einzigen, extrem spannenden Album brachte. Dabei war es geradezu spekakulär, wer hier alles mitmischte: Layne Staley ist zu hören, Mike McCready, Mark Lanegan und Barrett Martin sind nur die prominentesten Namen. Bei den Planungen zum nie aufgenommenen, zweiten Album ging dann irgendwie alles schief und die Band trennte sich wieder, Layne Staley selbst entschied ein paar Jahre später, dass er doch lieber zu Kurt Cobain in die WG ziehen wollte. So bleibt das einzige Mad Season-Album “Above” eines der Highlights aus dieser wahnsinnig kreativen Zeit in Seattle und eine extrem düstere und depressive Version dessen, was Nirvana zuvor mit Pop und Punk gemischt an so gut wie jeden Rockmusikfan weltweit verkauft hatten. 10/10

Anspieltipp: ‘River Of Deceit’ (hier).

Muggs – “Dust”
(2003/Trip-Hop)

Dass der DJ der in den 90er Jahren den sogenannten Crossover mit anführenden Hip-Hop-Metaller Cypress Hill mit bürgerlichem Namen Lawrence Muggerud heißt, weiß so gut wie niemand. Dass er selbst Musik macht und im Jahre 2003 unter dem Künstlernamen Muggs ein lupenreines Trip-Hop-Album veröffentlichte, dass sich mit den richtig großen Namen der Szene messen kann, aber leider so gut wie keine Beachtung fand, wissen sogar noch weniger. Dabei ist “Dust”, so der Titel der Platte, ein Album, dass sich konzeptuell stark an Massive Attack anlehnt und diverse Gaststars versammelt, nicht weniger als eine echte vergessene Perle: Eine loungige, chillige, niemals platte und sehr kunstvolle Reise in die Welt der Verbindung von Beats und Melancholie, die nicht nur wegen der wenigen hochklassigen Veröffentlichungen in dem Genre zu den Alben zählt, die auf keinen Fall in der Bedeutungslosigkeit verschwinden sollten. 8/10

Anspieltipp: ‘Rain’ (hier).