Oberneuland.
Im Hafen der Satellitenstadt liegt ein ziemlich großes Transportschiff aus Israel vor Anker, schon seit Jahren, es rostet dort nur noch vor sich hin. Dein Vater rät mir in dem viel zu teueren Restaurant zu Fischsuppe, ich stimme euphorisch zu. Ich will ihm gefallen und erinnere mich daran, dass Du mir erzähltest, was er über mich sagte (sinngemäß: dass er sich jetzt keine Sorgen mehr um seine Tochter im fernen Bayern machen müsse, seitdem er wisse, dass ich existiere). Später fickst Du mich in dem Zimmer, in dem Du aufgewachsen bist und erklärst mir danach, dass Dir das besonders gefallen hätte, weil es sich so verboten anfühlte. Die Katze springt währenddessen mehrfach nach der Klinke und bekommt die Tür trotz dieses mühsam erlernten Tricks nicht geöffnet, weil sie abgeschlossen ist. Ich reiße den schmutzigen Witz, dass Deine Mutter wohl mitmachen wolle.
Am nächsten Morgen lese ich in diesem Buch, das im Regal vor sich hinsteht und danach bettelt, endlich wieder in die Hand genommen zu werden, historische Informationen über den früheren Hafen, mit denen ich bei Deinem Vater Eindruck schinden kann. Ein paar Jahre später tituliert er mich als Waldschrat, ich habe vergessen, über welche Kanäle mir diese Aussage zugetragen wurde, denn Du und ich reden zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr miteinander. Er hat wohl Recht damit, aber für einige Zeit konnte ich den Schein aufrecht erhalten. Ich glaube, dass das gemeint ist, wenn die Zeile „I’m not like them, but I can pretend“ gesungen wird.
Noch viel später werde ich von einer Frau liebevoll „Schrati“ genannt. Ich habe es umgedreht und mir zu Eigen gemacht, genau wie die Gangsta-Rapper, die sich selbst als „Nigger“ bezeichnen.