Listenwahn (V): Die schlechtesten Alben von R.E.M.

1. „Around The Sun“ (2004)

Fahrstuhlmusik vom Feinsten: Auf Around The Sun“ klingt nicht nur Michael Stipe völlig lustlos und wiederholt die meist nur einzeiligen Refrains der inbegriffenen Schlafwagensongs bis zum Exzess, auch der Rest der Band wirkt völlig ausgebrannt. Trauriger Tiefpunkt: Die völlig random wirkende Rap-Passage auf ‘The Outsider’.

2. „Fables Of The Reconstruction“ (1985)

Der Fokus liegt auf Folk, auf melancholischen Songs und langsamem Tempo: REMs dritte Platte „Fables Of The Reconstruction“ ist sicher nicht das, was man ein einfaches Album nennen kann. Die Produktion ist eine mittlere Katastrophe, vor allem aber fehlt es an genug guten Songs, um langfristig zu überzeugen.

3. „Accelerate“ (2008)

Zwar scheint es zunächst so, als hätten REM auf „Accelerate“ alle Batterien aufgefrischt und ein rockiges, energetisches Album aufgenommen, auf den zweiten Blick ist die zudem extrem kurze Platte aber doch voller Songs, die die Band selbst schon einmal in besser geschrieben hat.

4. „Out Of Time“ (1991)

Für viele eher oberflächliche Zuhörer ein Klassiker („Out Of Time“ enthält nicht zuletzt den größten Hit der Band, ‘Loosing My Religion’), groß, pompös und überambitiert: In Sachen Songwriting bleiben REM auf „Out Of Time“ dennoch weit hinter ihren eigenen Standards.

5. „Green“ (1988)

Das erste Album auf dem Major-Label: 1988 gehen REM mit „Green“ zu schnell in mindestens drei verschiedene Richtungen gleichzeitig und machen ein Album, das zwar immer wieder geniale Moment beihaltet (‘Pop Song 89′, ‘World Leader Pretend’ und ‘Orange Crush’), insgesamt aber zerfahren und inkonsequent wirkt.


Bloglichter (I)

Eine meiner Meinung nach sehr sinnige Aktion, ins Leben gerufen von Stylespion.de: „Ein Herz für Blogs“ (bzw.  „Ein ♥ für Blogs“) fordert dazu auf, unbekannte Weblogs kurz vorzustellen und weiterzuempfehlen. Dem schließt sich Die Irrlichterkette trotz eigener Unbekanntheit hiermit an, auch es normalerwiese nicht zu meinem Repertoire gehört, bei derartigen kurzlebigen Aktionen mitzumachen. Aus diesem Grunde denke ich auch darüber nach, die Sache zumindest hier zu einer regelmäßigen Kategorie werden zu lassen, wie von Whudat.de bereits vorgeschlagen wurde.

Hier sind drei Blogs, die ich regelmäßig lese und die meiner Meinung nach zu Unrecht vergleichsweise völlig unbekannt sind:

Hor.de

Ein Weblog, an dem man als literaturinteressierter Mensch nicht ohne Staunen vorbeikommen sollte. Manchmal komplex, manchmal seltsam minimalistisch und doch immer sehr prägnant bringt dort Dirk Schröder Gedanken, Kommentare und Gedichte. Und das alles auf eine Art und Weise, die man eigentlich nur liebenswert unkommerziell nennen kann.

Monkirebella

Dadaistische, hintergründige und einsichtige Poesie von Feinsten gibt es in schöner Regelmäßigkeit von der Autorin Elisa Theusner in einem Weblog zu lesen, das so andersartig und seltsam entrückt wirkt, dass man eigentlich nur noch staunen kann über den genial-eigensinnigen Umgang mit Worten und Gedanken, der bei Monkirebella gepflegt und gehegt wird.

ISO 800

Nicht wirklich häufig, aber doch mit beharrlicher Konsequenz und Kontinuität füllt Fabian Mohr sein Weblog ISO 800. Mit Bildern, Worten und neuerdings auch mit HD-Videos, die wie sich bewegende Photographien wirken. In seiner Gesamtheit bildet das Blog ein beeindruckendes Portfolio eines sehr auf stilvolle Ästhetik bedachten Autors.


Fünf gute Gründe (I)

Fünf gute Gründe dafür, dass das weiße Haus mich einstellen sollte, fand ich bei näherer Betrachtung des offiziellen Photos des nicht mehr ganz so neuen amerikanischen Präsidenten Barack Obama: Hier kann jedermann nachgucken, ob er sie ausreichend findet.


Zehn kleine Mitbringsel aus den Wortschatzland (VI)

Abluft
Bauchpinseln
Muckefuck
Fracksausen
Wendehals
hurtig
knorke
Mammon
ertönen
schlechterdings


Listenwahn (IV): Die besten Alben von Buckethead

1. „Inbred Moutain“ (2005)

Besser war der verrückte Mann mit dem Kübel und der weißen Maske nie: Avantgarde-Gitarrenmusik eines der wohl besten lebenden Gitarristen in absoluter Perfektion. Achtung: Nur für fortgeschrittene User.

Anspieltipp: ‘In Search Of Inbred Mountain’ (hier)

2. „Population Override“ (2004)

Bucketheads zugänglichstes und vielleicht melodischstes Werk hat alles, was ein gutes Instrumentalalbum braucht: Grandiose Songs, tolle Melodien, starke Soli. Und zu aller Überraschung ordnet er sein technisches Können hier den Songs unter.

Anspieltipp: ‘Unrestrained Growth’ (hier)

3. „Colma“ (1998)

Reine Akustikgitarren, bittersüße Melodien: Der eigentlich ultra-schnelle Tech-Freak kann auch ganz anders, wie er uns auf „Colma“ eindrucksvoll beweist, einem Album, das man durchaus auch Schwiegermutter zum Geburtstag schenken könnte.

Anspieltipp: ‘Hills Of Eternity’ (hier)

4. „Bermuda Triangle“ (2002)

Vielleicht der Vorläufer zu den atonalen Kakophonien, die uns Buckethead in der Reihe der Alben präsentiert, die er unter dem Pseudonym Death Cube K veröffentlicht hat: Ein irrer Sturm aus Electro, Funk, Drum-Patterns und genialen Metal-Riffs.

Anspieltipp: ‘Mausoleum Door’ (hier)

5. „Pepper’s Ghost“ (2007)

Der rundum gelungene, kleinere Bruder von „Population Override“: Buckethead gibt sich Mühe, zugänglich zu wirken, irrt aber doch auch in seinen Flitzfingersoli und schreddernden Riffs herum. Vielleicht das typischste Buckethead-Werk.

Anspieltipp: ‘Pepper’s Ghost’ (hier)


Listenwahn (III): Spannendste Black Metal-Veröffentlichungen 2009

1. Thorns – „tba.“ (VÖ: Erstes Quartal)
2. Wolves In The Throne Room – „Black Cascade“ (VÖ: Ende März)
3. Immortal – „tba.“ (VÖ: Unbekannt)
4. Shining -„VI / Klagopsalmer“ (VÖ: Unbekannt)
5. Borknagar – „tba.“ (VÖ: Ende Januar)


Listenwahn (II): Die größten musikalischen Enttäuschungen 2008

1. R.E.M. – “Accelerate”
2. Slipknot – “All Hope Is Gone”
3. The Cure – “4:13 Dream”
4. Nine Inch Nails – “The Slip”
5. Metallica – “Death Magnetic”
6. Filter – “Anthems For The Damned”
7. Travis – “Ode To J. Smith”
8. Dirty Pretty Things – “Romance At Short Notice”
9. Portugal.The Man – “Censored Colors”
10. Minus – “The Great Northern Whalekill”


Listenwahn (I): Best Of 2008

1. Portishead – “Third”

Die (Mit-)Erfinder des TripHop haben sich zehn Jahre Zeit genommen, um ihr drittes Album zu schreiben. Es hat sich gelohnt, denn heraus kam mit “Third” die perfekte Endzeitplatte für das Ende der 00er. Ein großartiger, futuristischer, düsterer, gleichzeitig elektronisch wie akustischer Trip in die Psyche von Beth Gibbons und Co., der wieder einmal die Ausnahmestellung dieser englischen Band namens Portishead klarmacht, die sich bisher noch keinen einzigen Fehltritt erlaubt hat.

Anspieltipp: ‘The Rip’ (hier).

2. Amanda Palmer – “Who Killed Amanda Palmer?

Die Dresden Dolls sind (vielleicht) Geschichte, aber Amanda Palmer zeigte uns, dass sie es auch alleine kann. Und wie: “Who Killed Amanda Palmer?”, zu großen Teilen nur aus ihr und ihrem Klavier bestehend, ist wahrscheinlich die beste und intimste Songwriterplatte des Jahres, auch wenn die Songs längst nicht mehr so eingängig sind wie zuvor, sondern von zum Teil tiefschwarzem Humor, Depression und Wut getrieben.

Anspieltipp: ‘Astronaut’ (hier).

3. Guns N’ Roses – “Chinese Democracy”

Eigentlich hat so gut wie niemand mehr daran geglaubt, dass dieses Album wirklich noch das Licht der Welt erblickt, aber dann, Ende November, ging alles ganz schnell: Ohne viel Promotion, ohne Video, ohne großen Wirbel. Die Musik spricht für sich: “Chinese Democracy”, der größenwahnsinnige, überladene, vierzehn Jahre dauernde Ego-Trip von Axl Rose und zig hochklassigen Musikern, der 14 Millionen Dollar an Produktionskosten verschlungen haben soll, setzt Maßstäbe. Und hat, und das ist viel wichtiger, auch verdammt gute Songs an Bord, die sich mit den alten Klassikern messen können.

Anspieltipp: ‘Better’ (hier).

4. The Verve – “Forth”

Schon zum zweiten Mal wiedervereint präsentierten sich Richard Ashcroft und Co. in diesem Jahr mit einem neuen Album, das alles andere als mit offenen Armen empfangen wurde. Es ist kein zweites “Urban Hymns” geworden, dieses dem Coverbild entsprechend über allen Wolken schwebende “Forth”, ganz im Gegenteil: The Verve verweigern sich jeden Erwartungen, schreiben psychedelische, leichtfüssige Songs, die eher einer Jam-Session gleichen und treffen damit genau ins Schwarze. So sollte Brit-Pop im Jahr 2008 klingen.

Anspieltipp: ‘Valium Skies’ (hier).

5. The Mars Volta – “The Bedlam In Goliath”

Der kreative Wahnsinn der Progressive-Rock-Maniacs geht weiter: Bereits das vierte Album in fünf Jahren konnten 2008 The Mars Volta präsentieren. Und “The Bedlam In Goliath” steht den Vorgängern kaum nach, auch wenn es wieder etwas mehr Wert auf Songs legt und keine 30-minütigen Ausflüge in die Improvisationskunst mit Saxophon und Gitarren mehr enthält, sondern ‘nur’ noch durchschnittlich sieben Minuten lange Tracks, die dennoch mehr Ideen enthalten als manch andere Bands in ihrer ganzen Karriere vorweisen können.

Anspieltipp: ‘Goliath’ (hier).

6. Ihsahn – “angL.”

Endlich klingt Ihsahn, früher der Kopf der wohl besten, weil klischeefreien und experimentellen, aber dennoch sehr gitarrenorientierten Black Metal-Band Emperor, wieder wie in alten Zeiten: Es schnurren die charakteristischen Leads, atonale Soli wechseln sich auf “angL.” ab mit gezupften Parts und dann tritt auch noch der Opeth-Sänger als Gast auf. Das passt, denn Ihsahn wirkt 2008 sehr wie eine schwarzmetallische Variante eben dieser Band. Vor allem qualitativ.

Anspieltipp: ‘Unhealer’ (hier).

7. Why? – “Alopecia”

Dass man HipHop weitab vom Mainstream auch als Kunstform zelebrieren kann, beweisen seit inzwischen über zehn Jahren die Künstler des amerikanischen Labels anticon.. Ein weiteres Highlight in deren Programm erschien im Jahre 2008: “Alopecia”, das zweite Album von Why?, lässt den unbedarften Zuhörer fast vermuten, dass HipHop seine Wurzeln eigentlich in der Countrymusik und dem Folk haben müsste, so genial werden hier die Stile vermischt. Abstract HipHop at it’s best.

Anspieltipp: ‘The Hollows’ (hier).

8. Wolves In The Throne Room – “Two Hunters”

Auch in einem vermeintlich extrem konservativen Genre wie dem Black Metal bewegt sich von Zeit zu Zeit etwas: 2008 stand dafür vor allem die junge Band Wolves In The Throne Room, deren zweites Album es sogar bis zu Spiegel Online geschafft hat. Zu Recht, denn derart majestätisch, zeitgemäß (deutliche Post-Rock-Einflüsse sind in den nur fünf langen Songs von “Two Hunters” zu hören) und mit so viel Leidenschaft zugleich wurde diese Musik lange nicht mehr performt. Und das auch noch von Amerikanern statt in dunklen Wäldern hausenden Norwegern. Skandalös gut.

Anspieltipp: ‘I Will Lay Down My Bones Among The Rocks And Roots’ (hier).

9. The Gutter Twins – “Saturnalia”

Post-Grunge, wie man ihn besser kaum machen kann, brachte in diesem Jahr wieder einmal der Seattle-Veterane Mark Lanegan auf den Markt, sogar mit einer neuen Band im Gepäck, die er zusammen mit Greg Dulli ins Leben rief: Die Gutter Twins sind so etwas wie der düstere, pessimistische, zynische Abgesang auf Pearl Jam, Nirvana, Alice In Chains und Co. Und huldigen auf “Saturnalia” gleichzeitig musikalisch eben jenen Größen der 90er. Intensiv.

Anspieltipp: ‘Idle Hands’ (hier).

10. Fleet Foxes – “Fleet Foxes”

Der nächste Schritt zum 60s-FolkPop-Revival. Die Fleet Foxes liefern das Debütalbum des Jahres: Groß konzipiert, aufwendig inszeniert und doch mit einer Leichtfüssigkeit performt, die eigentlich nur Simon & Garfunkel erreichten, mit Melodien, die einem wie Neil Young Konkurrenz machen. Die Songs von “Fleet Foxes”, die die Band scheinbar locker aus dem Ärmel schüttelt, klingen dabei fast, als wären sie zeitlose Klassiker. Ohne, und das ist die eigentliche Kunst, dabei wie Plagiate, Zitate oder veraltet zu wirken.

Anspieltipp: ‘White Winter Hymnal’ (hier).

Honorable Mentions:

Opeth – “Watershed”, Oasis – “Dig Out Your Soul”; Nick Cave & The Bad Seeds – “Dig, Lazarus, Dig!!!”; Cynic – “Traced In Air”; Lightspeed Champion – “Falling Off The Lavender Bridge”; Buckethead – “Albino Slug”; Vampire Weekend – “Vampire Weekend”; Madrugada – “Madrugada”; Cavalera Conspiracy – “Inflikted”


Zehn kleine Mitbringsel aus den Wortschatzland (V)

Bandsalat
Wurmfortsatz
Kerbholz
geziemt
Gefilde
Schalmei
Persiflage
Wischmopp
Rabauke
unentwegt


Zehn kleine Mitbringsel aus den Wortschatzland (IV)

Daumenschraube
Trauerweide
Klingelbeutel
Götzendämmerung
Saftladen
trennscharf
samtpfötig
jahrmarktmäßig
rückläufig
kleingeistig


Titel, die dieses Blog bereits trug (I)

Art, Love & …

-karierte Schlangen
-interaktives Spöökenkieeken
-interaktives Teepilztrinken
-ingwergeschwängerte Lichtbildmalerei
-voll krasse Makro-Propositionsbildung
-sinnkongruente Tautologien
-toll wütende Poesie
-sinnlos-sentimentales Waschlappentum


Zehn kleine Mitbringsel aus den Wortschatzland (III)

Ich war diesmal auf der Inselgruppe Komposita (dort traf ich auch Paul C.), insofern:

Laienlinguistik
Mutterwut
Fadensonnen
Toposforschung
Unendlichsprechung
Mitfahrgelegenheit
Lebensabschnittspartner
Zeitgeist
Lichtzwang
Tretminen


Zehn kleine Mitbringsel aus dem Wortschatzland (II)

implikieren
Knalltüte
kielholen
Narzissen
Absolution
letal
Maieutik
menstruieren
Enthymem
Pissnelke