Shortreviews (X)

Deathspell Omega – „Drought“ (Musik:EP; 2012)

Seit vierzehn Jahren ist recht wenig bekannt über eine der herausfordernsten Bands im aktuellen Musikzirkus: Interviews gibt es wenige, Liveshows sowieso nicht, eine offizielle Webpräsenz bertreiben die drei Franzosen von Deathspell Omega auch nicht. Stattdessen: Immer und immer wieder grandiose Alben aus dem Großbereich Progressive Black Metal, die sich teilweise recht stark voneinander unterscheiden, jedes Mal aber auf einem Qualitätslevel sind, das andere Bands aus dem Genre auf die nachfolgenden Ränge verweist. Die EP „Drought“ mit sechs Songs und 21 Minuten Spielzeit bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme, fräst sich mit chaotisch-verschachtelten und atonalen Kompositionen in die Gehörgänge und tönt dennoch streckenweise gänzlich anders als der bisherige Output. Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass diese EP das neben dem letzten Langspieler „Paracletus“ bisher vielseitigste, aufgrund der verminderten Geschwindigkeit der Darbietung und der Kürze der Stücke (anders als sonst schreibt die Band hier überwiegend Tracks im Bereich drei oder vier statt zwanzig Minuten) aber gleichzeitig zugänglichste Werk der Avantgarde-Metaller ist. Auf derart hohem Niveau agieren derzeit nur ganz wenige Bands. 9/10

Benjamin Maack – „Monster“ (Buch; 2012)

Eine tote Eule im Kofferraum, ein altes Modellschiff, Masturbation und Schuldgefühle in der Badewanne, in die Luft geworfene Steine, die auf die Protagonisten herunterregnen: Die Geschichten in Benjamin Maacks zweiten Erzählband „Monster“ haben nur nicht skurrilen Humor, sondern immer auch Tiefgang und stellen die ganz großen Fragen nach Liebe und Tod auf eine subtile und sehr liebenswerte Weise durch kleine Begebenheiten, die der Erzähler, der in jeder Episode ebenfalls Benjamin heißt, auf seine intelligent-lakonische Art zu verstehen sucht und durch seine Unbeholfen- und Schüchternheit nicht selten verschlimmbessert. Man stelle sich vor, Judith Herrmann wäre ein Mann, würde etwas weniger explizite Melancholie und stattdessen ein bisschen mehr Selbstironie und Sarkasmus über ihre Geschichten gießen und kommt damit Benjamin Maacks dennoch einzigartigem Erzählstil sehr nahe: schwermütige und komplizierte Konstellationen zwischen Menschen lässt Benjamin Maack mit seinem sehr originellem Humor nicht leicht wirken, aber er bringt den Leser immer wieder zum Lachen. Ein verflucht guter Geschichtenband. 8/10

Ridley Scott – „Prometheus“ (Film; 2012)

Es passt wie der Flammenwerfer auf das durch eine unbekannte Seuche zum Zombie mutierten Crewmitglied, dass der Co-Writer von Ridley Scotts Rückkehr zum Sci-Fi-Genre „Prometheus“ zuvor auch das Debakel der Serie Lost mitzuverantworten hatte, denn Prometheus ist am Ende genau das: Alien für die Generation Lost. Ein visuell äußerst beeindruckender Film, der aber leider mit Plotholes von den Dimensionen schwärzer Löcher, mit absurd verschiedenen Infizierungen, Kreaturen, Alienschwangerschaften plus passenden Actionszenen aufwartet und mit Charakteren bestückt ist, die durchgängig den Charme von Androiden aufweisen (der Androide David ist tatsächlich die menschlichste und tiefgängigste Figur) und in Sachen Intelligenz direkt aus einer Horrorsatire entsprungen sein könnten. „Prometheus“ ist wahrscheinlich der enttäuschenste Film des Jahres, nicht unbedingt nur deswegen, weil er ist, was er ist, sondern weil er permanent daran erinnert, was er sein könnte: Er sieht aus wie ein ernsthaftes Alien-Prequel, er erzeugt immer wieder die Atmosphäre eines ernsthaften Alien-Prequels, bleibt am Ende aber eher eine lächerliche Parodie. 4/10


Shortreviews (IX)

Wolves In The Throne Room – „Celestial Lineage“ (Musik:Album; 2011)

Inzwischen auch bei Visions-Lesern und Indie-Fans ganz hoch im Kurs, wählen die Hippie-Black Metaller von Wolves In The Throne Room auf ihrer vierten Platte den unglücklichen Weg, gleichzeitig den eingeschlagenen Pfad weiter und zurück zu den Wurzeln gehen zu wollen. Die Musik ist dabei längst nicht so kompromisslos und inyourface wie sie es auf „Black Cascade“ war, sondern viel geerdeter, kann aber trotz des analogeren Sounds und den vielen sphärischen Elementen auch an den Waldschrat-Charme von „Two Hunters“ nicht anknüpfen, sondern wirkt mit ihren überbordenden Interludes, (zu) oft eingesetzten klaren Vocals und Experimenten stellenweise genau wie das, was sie nach zwei sehr unterschiedlichen und gleichermaßen sehr gelungenen Platten fast sein muss: Der Aufbruch in eine neue, tendenziell interessante Richtung, die aber noch nicht wirklich gefunden ist. „Celestial Lineage“ ist alles andere als ein schlechtes Album, aber die von der Band vorher selbst aufgehängten Messlatten erreicht es an keiner Stelle. 7/10

Opeth – „Heritage“ (Musik:Album; 2011)

Opeth sind mit ihrem inzwischen zehnten Langspieler „Heritage“ an einem Punkt angekommen, an dem sie mit „Damnation“ vor acht Jahren schon einmal waren: Prog-Rock in Reinform. Nur wirkt es dieses Mal viel konsequenter. Die Death Metal-Anteile, die zuletzt mindestens noch ein Drittel des Sounds der Band ausmachten, wurden komplett eliminiert, Growls gibt es gar keine mehr, dafür viel Anleihen von King Crimson und Jethro Tull, Keyboards im Dutzend und instrumentale Interludes. Weiterhin: Lange, herausfordernde Kompositionen, viele Details, große Gesten, eine wahnsinnig gute Produktion, die nicht nur authentisch nach 70er Analogsound klingt, sondern tatsächlich so aufgenommen wurde und über eine richtig gute Anlage gehört werden will. Und dennoch fehlt „Heritage“ die ganze Zeit über etwas – und das sind eben nicht die Metal-Gitarren oder die Growls, sondern die herausragenden Songs. Trotz all seiner Musikalität, seiner Originalität trotz Retro-Feelings und seinen Ambitionen reißt die Scheibe den Zuhörer nirgendwo wirklich über das Songwriting mit. „Heritage“ ist ein verdammt mutiges und ziemlich schwieriges Album, vielleicht das schwierigste, das Opeth jemals aufgenommen haben, und es wächst im Laufe der Zeit – allerdings nur in dem Sinne, dass man es besser zu verstehen beginnt, nicht in dem, dass man es wirklich ins Herz schließt. 6/10

Lars von Trier – „Melancholia“ (Film; 2011)

Zu Beginn ähnelt „Melancholia“ noch Lars von Triers letztem Meisterstück Antichrist, nach dem langsamen, mit klassischer Musik untermalten Intro aber geht es geradezu in die entgegengesetzte Richtung: Zwei Stunden lang darf der Zuschauer am abgesehen von der Thematisierung einer ausgewachsenen psychischen Krankheit banalen Leben zweier Schwestern und einem noch banaleren Weltuntergang teilnehmen und neben leeren Dialogen photoshopartige Hochglanzbilder und Figuren bestaunen, die ihm zu jeder Zeit eher gleichgültig bleiben. Die durchgängig tolle, düster-barocke Optik des Films ist am Ende leider alles, was „Melancholia“ zu bieten hat. Unter der aufgesetzten Opulenz und der pathosschwangeren Art bleibt der der Film eine konsequent zahnlose Holzhammermetapher über Depression, die so auch von einem pubertären Teenager formuliert werden könnte. Lars von Trier, der mit „Dancer in the Dark“, „Dogville“ und „Antichrist“ drei der erschütterndsten und intelligentesten Filme des letzten Jahrzehnts gedreht hat, hat dieses Mal nicht besonders viel zu sagen. 4/10


Review: Ihsahn – “After”

Bereits im zweiten Song ‘A Grave Inversed’ taucht es zum ersten Mal an prominenter Stelle auf, in dem zehnminütigen Prog-Monster ‘Undercurrent’ hat es einen sehr bemerkenswerten Auftritt, und am Ende scheint es dem immer weniger verwunderten Zuhörer, der es nach und nach in fast allen Songs entdeckt, fast so, als ob es im Grunde schon immer dazugehört hätte: Die Rede ist von einem Saxophon, das Freejazz-Melodien intoniert, gespielt von Jørgen Munkeby . Es wirkt gleichermaßen völlig absurd wie konsequent, dass jenes Instrument einen derart breiten Raum einnimmt auf diesem Silberling, denn einerseits ist das das dritte Ihsahn-Soloalbum „After“ (wenigstens noch in Teilen und insofern man es überhaupt in ein Genre stecken kann) eine Black-Metal-Platte, andererseits gibt es seit aber seit Jahren kaum einen anderen Musiker, der dieses Genre mit einem derart offenen und experimentierfreuden Geist fortentwickelt und zu gänzlich neuen Ufern aufbrechen lässt.

Überhaupt handelt es sich hier in vielerlei Hinsicht um das wohl radikalste Werk des Norwegers: Suchte der ehemalige Emperor-Frontmann nach diversen Ausflügen in andere Metal-Avantgarde-Regionen (vor allem mit  seiner Zwischenband Peccatum) auf der ersten Platte, die nur noch seinen Namen (bzw. sein Pseudonym, bürgerlich heißt der Bursche Vegard Sverre Tveitan) trug, danach, wieder an die alten Zeiten anzuknüpfen und löste er sich mit den Geniestreich „angL.“ eben davon, um zu einer Art Black-Metal-Version von Opeth zu werden, sind nun endlich alle Barrieren und Referenzpunkte gefallen, und Ihsahn klingt, wenn überhaupt, nur noch nach sich selbst: Auf einer recht selten auf bekannten Veröffentlichungen gespielten und seine Fähigkeiten als Gitarrist noch stärker betonenden achtseitigen Gitarre schreibt und intoniert Ihsahn hier seine Songs, jeder schillernder als der andere. Die Iron Maiden-Affinität, die ihn sein ganzes Leben lang begleitet hat, hört man natürlich wie immer zwischen den Zeilen, in den Intros, aber es ist längst nicht der Fall, dass er Elemente von irgendwem kopieren würde, im Gegenteil: Er überträgt den Ansatz der verspielten Soli und epischen Gitarrenmelodien komplett auf seinen eigenen Stil, imitiert ihn nicht, sondern adaptiert und entwickelt ihn weiter, wie er es auch auf allen vorherigen Releases getan hat. Vielleicht ist es symptomatisch für die Platte, dass sie keinen großen Hit, kein eindeutig auszumachendes Highlight enthält: Diese acht Tracks sind allesamt der Star. Sie sind aber auch schwermütiger, düsterer und langsamer als das, was er früher gemacht hat, brodeln eher bedrohlich und fremdartig-faszinierend vor sich hin, entladen sie sich doch seltener in richtig schnellen, agressiven Eruptionen als auf den Vorgängerwerken. Dabei sind die Elemente dennoch direkt als typisch Ihsahn identifizierbar: Die atonalen und grandiosen Soli sind genau so vorhanden wie die gezupften Parts, die markante Stimme thront hinter den Riff-Wänden, der cleane Gesang kommt spärlich zum Einsatz, produziert wurde wieder im eigenen Studio mit Jens Bogren, der sonst eben Opeths oder Katatonias Werke veredelt. Es ist vor allem die Herangehensweise an die Songs, die neu ist: Ihsahn wird immer mehr zum Komponisten im Wortsinne statt Songschreiber, einem Mann, der keinen Wert mehr auf in traditioneller Hinsicht koheränte Strophe-Refrain-Strophe-Strukturen legt, sondern sich auf die Details, die Passagen seiner hier oft überlangen Tracks konzentriert.

Und am Ende spricht wieder der Jazz: Es ist eine wimmernde, in sich zerfallende Melodie aus dem goldenen Blasinstrument, die diese in jeder Hinsicht außergewöhnliche Platte beschließen darf. Man darf dankbar sein, dass es noch Musiker gibt, die sich immer wieder zu neuen Ausflügen in unbekanntes Land aufraffen, statt auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen. Ihsahns Prog-Black-Metal-Jazz-Album „After“ ist ein erstes Highlight des kommenden Musikjahres.

9 von 10 Punkten.


Notizblock (I): Lars Von Trier – “Antichrist”

Erste Notizen und Ideen nach Kinobesuch: In der Abgeschiedenheit einer Holzhütte, auf die ein Baum permanent zu ejakulieren scheint (es fallen des Nachts Eicheln in massiger Zahl auf die Hütte, die von der Protagonistin als seine „toten Kinder“ gelesen werden) passiert das, was die Grundlage für den neuen Lars von Trier-Film „Antichrist“ bildet, eine Entwicklung findet statt, die bezeichnenderweise weit vor dem eigentlichen Auslöser des Plots, nämlich dem Tod des Kindes eines Liebespaares, liegt: Sie, offenbar Geistes- oder Kulturwissenschaftlerin, schreibt sich im Zuge ihrer Dissertation selbst immer tiefer hinein in die Rolle der Hexe und der Hure aus dem 16. Jhd., die sie eigentlich kritisch untersuchen soll, er versucht im Folgenden und nach dem Auftaktereignis den ganzen Film über sie mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu lesen – denen der Psychotherapie, die eben hier nicht mehr greifen, denn sie spielt längst eine Rolle, auch wenn die Trauer oben drauf kommt: Die eben jener sexuell begierigen und männerbedrohenden Frau, der Anti-Mutter, die auch ihr Kind quält und die in der von ihr untersuchten Literatur vernichtet werden muss, was konsequenterweise am Ende dann auch auf der Plotebene des Films geschieht. Als er nämlich erkennt, was sie geworden ist, nach ihrer scheinbaren Heilung, nach seiner brutalen Kastration, die mit einer überaus blutigen Fremdmasturbationsszene besiegelt wird, nimmt er auch seine Rolle an (vorher muss er freilich noch den Mühlstein um seinen Fuß loswerden, den sie ihm angelegt hat): Der zerstörende Mann, der die Anti-Mutter und Femme Fatale brutal tötet.

Es ist am Ende eben nicht ein Psychodrama (sie selbst merkt ironischerweise an, dass Freud tot ist, der Film arbeitet dennoch in überbordener Weise mit Symbolen und traumartigen Sequenzen), sondern eine literarische Geschichte eines von Männern erfundenen und zu bannenden Frauentypus (und damit ein in höchstem Maße gendertheoretisches Problem), das hier erzählt wird, auch wenn der Film uns in seiner ersten Hälfte auf die falsche Fährte lockt, hier gehe es um eine Reise in Unterbewusstsein, in den Wald, in den Mutterschoß der Erde, den Fuchsbau. Vielmehr geht es hier um Besessenheit, um das Besessen sein von einer bestimmten Rolle/Figur, die sich einer Person bemächtigt (und das ist klassisches Horrorfilm-Material; Anm.: Sie will es ja auch loswerden und sich selbst töten/kastrieren, schwankt ständig), um den Verlust der Distanz zum eigenen Forschungsobjekt. Als sie ihm erzählt, dass ihr ihre eigene Doktorarbeit im Wald „oberflächlich“ vorgekommen wäre, sagt sie vielmehr, dass sie ihren Untersuchungsgegenstand verinnerlicht hat, statt ihn zu hinterfragen. Oberflächlich hat sie jedenfalls nicht daran gearbeitet, das verdeutlicht eben das, was er bei seiner Suche auf dem Dachboden entdeckt: Ihre Dissertation gleicht eher einem kultischen Tagebuch mit vielen Bildern und irren Aufzeichnungen, einem Zeugnis ihres eigenen Verschmelzens mit dem, worüber sie liest. Es hat nichts von einer wissenschaftlichen Arbeit. Darum herum: Eine Art Altar mit Bildern der Zerstörung eben jener Frauen im 16. Jahrhundert, eben der Hexen, die am Ende des Films noch einmal aus dem Wald gekrochen kommen, vielzählig, vielgestaltig, ihn still anklagend: Schließlich ist doch am Ende unklar, ob nun sie in der Rolle der bösen Frau oder doch ihr Inquistor der Antichrist des Titels ist.

Weitere Motive, die noch näher zu bedenken sind: Fabelmotive (Tiere, die drei Bettler); Traumsequenzen (Freud nochmal deutlicher); Horrorfilmästhetik vs Psychodrama; Intro/Outro; Ihre Selbstvernichtungstendenzen; Tod des Kindes (Fall oder Sprung?); Selbst-Therapie des Regisseurs.

Grundsätzlich: Schwankend zwischen Fabel-Motiven, moderner Psychologie, alter Psychoanalyse & einer Vielgestalt von Symbolen, Horrorfilmästhetik (Besessenheit); viel Gendertheorie mit drin.


Shortreviews (VII)

Jeffrey Jacob Abrams – „Star Trek“ (Film; 2009)

Ganze sieben Jahre Wartezeit für die vielen Trekkies bis zu diesem Film, der einen Neuanfang versprach und im Vorfeld euphorische Kritiken einheimste. Zum Teil sogar zu Recht: Die Darsteller sind großartig besetzt und zeigen deutlich mehr als nur Talent, die Spezialeffekte sind oberste Liga. Allerdings mag der Funke dann am Ende doch nicht ganz überspringen, was vor allem am Plot des 127-Minüters liegt, denn dieser ist so vorhersehbar wie die Farbe des nächsten Tempotaschentuchs in einer Standardpackung: Ein finsterer Oberbösewichtendgegner bedroht die Erde, Zeitreisen spielen eine Rolle, dazu ein bisschen Konflikt zwischen den Crew-Mitgliedern. Noch mehr Klischees hätte Abrams gar nicht verarbeiten können und noch langweiliger hätte die Handlung nicht geraten könnten. Dennoch: Ein solider Neuanfang ist er auf jeden Fall, dieser elfte Star Trek-Film. 6/10

Placebo – „Battle For The Sun“ (Musik:Album; 2009)

Auf ewig in den 90ern hängengeblieben: Der für immer androgyn-jugendliche Brian Molko imitiert sich auf „Battle For The Sun“ so gut selbst, dass man fast ein Best-Of vermutet: Man packe einmal die Wortkombinationen „you“ „me“ „feel“ und „bittersweet“ in einen Mixer, streue die typischen Placebo-Gitarren drüber, hebe ein paar simple Keyboard-Melodien unter und fertig ist ein neues Album nach Schema F, das die Band schon seit „Black Market Music“ praktiziert. Ob Placebo sich irgendwann mal wieder auch nur einen kleinen Schritt weiterentwickeln werden ist fraglich, auf dieser Platte jedenfalls dominiert gepflegte Langeweile auf mittlerem Niveau. Den Fahrstuhlrockern wird’s gefallen. 4/10

Sunn O))) – „Monoliths & Dimensions“ (Musik:Album; 2009)

Kurze Denksportaufgabe: Stellen Sie sich vor, Sie versuchen einem durchschnittlichen Musikkonsumenten zu erklären 1.) was für eine Art von Musik Sunn O))) machen und 2.) warum sich das viele Leute freiwillig anhören und sogar verdammt viel Spaß dabei haben. Die Faszination an dieser in jeder Hinsicht kompromisslosen wie grandiosen Musik ist eigentlich kaum zu vermitteln. Mit dem sechsten Album „Monoliths & Dimensions“ schaffen Stephen O’Malley, der erneut an Bord befindliche Mayhem-Vokalist Attlia Cishnar und mehr als 10 weitere Musiker dennoch den irrsinnigen Spagat, gleichzeitig die (freilich relativ gesehen) zugänglichste Platte von Sunn O))) wie auch das vielfältigste Werk der Band zu inszenieren. In jeder Hinsicht: Chapeu! 9/10


Shortreviews (VI)

Sonic Youth – „The Eternal“ (Musik:Album; 2009)

Sonic Youth haben in diesem Jahrzehnt ganze fünf Platten veröffentlicht, das  Highlight „Murray Street“ von 2002 allerdings blieb konkurrenzlos, auch wenn die zwei Nachfolger alles daran setzen, diesen Volltreffer zu reproduzieren. Das ändert sich in doppelter Hinsicht mit „The Eternal“, einer Scheibe, die fast schon (freilich relativ gesehen) konservativ-langweilig weg vom Pop, aber dennoch nicht zurück zum Noise geht, sondern einfach Alternative-Rock mit viel Sonic Youth-Sound bietet (ja, man darf über diese Platte sagen, dass sie Alternative-Rock ist, ohne blasphemisch zu sein), was allerdings noch nichts über die Qualität der hier enthaltenen Songs aussagt, denn die ist wirklich außergewöhnlich: „The Eternal“ ist vielleicht das beste Konsens-Album für gleichermaßen steinalte wie ganz neue Fans einer der am längsten geistig jung gebliebenen Gitarrenbands der Welt. 9/10

Jeffrey Jacob Abrams – „Lost“ Season V (TV-Serie; 2009)

Es bewegte sich endlich wieder etwas in die richtige Richtung bei „Lost“: Verlor sich die vierte Staffel noch in ziellosen, merkwürdigen Episoden, die kein richtiges Gefühl von einem roten Faden mehr evozieren konnten, wirkte die neueste Reihe von 17 Folgen der amerikanischen Fernsehserie wieder erstaunlich kohärent: Der Kniff mit der Verfrachtung der Hälfte der Figuren in die Vergangenheit funktionierte als Grundlage für eine zusammenhängende Story ziemlich gut, man hatte zudem endlich wieder das Gefühl, dass die Macher vielleicht doch einen Masterplan für das Ganze haben könnten, auch wenn zwischendurch immer mal wieder zu viel auf die Pauke gehauen wurde, was WTF-Momente anging. Es wird sich wohl nicht mehr alles auflösen, aber die fünfte Staffel war trotz des enttäuschenden Finales eine der sehenswerteren. 7/10

Marilyn Manson – „The High End Of Low“ (Musik:Album; 2009)

Das war es dann wohl mit dem Schockrocker: Nach zwei wirklich enttäuschenden Alben war die Hoffnung darauf groß, dass „The High End Of Low“, auf dem wieder Jeordie White aka Twiggy Ramirez die Songwriting-Zügel in die Hand nimmt, eine Rückkehr zu richtig guter Musik statt platten Provokationen ohne Inhalt werden würde – nur leider ist nichts dergleichen zu beobachten: Zwar ist der Sound wieder etwas roher, die Grundstimmung mehr Nine Inch Nails als My Chemical Romance (man erinnere sich an die lächerlichen Videos und Photos im Rahmen von „Eat Me, Drink Me“), aber leider kann das Album trotz einiger guter Ansätze nicht viel mehr als die beiden Vorgänger, und so wird die Band Marilyn Manson dann wohl eher für das extravagante Auftreten ihres Frontmannes als für die in den 90ern noch genau so außergewöhnliche Musik in die Geschichte eingehen. Wirklich schade. 5/10


Shortreviews (V)

Jeffrey Jacob Abrams – „Lost“ Season IV (TV-Serie; 2008)

Deutliche Schwächen zeigte die vorher annähernd perfekt komponierte Mystery-Serie „Lost“ von J. J. Abrams in ihrer vierten Staffel: Die Handlung treibt irgendwo zwischen zuviel Action, dem noch nicht richtig ausgespielten Zeitreise-Element und neu eingeführten Figuren im Nirgendwo, auch wenn einige einzelne Episoden zu den Highlights der gesamten Serie zählen. Sicherlich hatte der zu der Zeit der Produktion stattgefundene Streik der Hollywood-Drehbuchschreiber seinen Anteil daran, aber er allein kann nicht die Schuld dafür tragen, dass man zum ersten Mal das Gefühl hatte, Lost würde das Schicksal von X-Files (dt. „Akte X“) ereilen, das sich in seinen eigenen Rätsel auf Rätsel türmenden Geschichte irgendwann unauflösbar verstrickte. 4/10

Karel Smyczek„Lotrando a Zubejda“ (Film; 1997)

Denjenigen, auf die der inzwischen schwer aufzutreibende „Lotrando a Zubejda“ (dt. Titel „Lotrando und die schöne Zubejda“) von Karel Smyczek wie ein Kinderfilm wirkt, sei angeraten, genauer hinzusehen: Der tschechische Märchenfilm mit dem ganz unverholen klischeehaften wie gleichermaßen klassisch-literarischen Plot vom Sohn eines Räubers, der sich in die Tochter eines Sultans verliebt, überzeugt als kitschiges, quietschbuntes, fast psychdelisches Werk mit sehr naivem, und gerade deswegen liebenswerten Humor. Die tollen Musical-Passagen mit beinahe dadaistisch-minimalistischen Texten gehören genauso dazu wie die Slapstick-Einlagen, die irrwitzigen Dialoge und die tollen Bilder im Märchen-Look. Ein Film, den jung und alt lieben können, wenn sie sich darauf einlassen. 8/10

Wolves In The Throne Room – „Black Cascade“ (Musik:Album; 2009)

Die amerkanischen Shooting Stars des Black Metal (Spiegel-Lobpreisungen inklusive) zeigen auf ihrer dritten Platte, dass sie doch mehr in der Tradition des Genres verwurzelt sind, als man angesichts der Post-Rock-Experimente und mit Frauengesang ausgestatteten Songs der letzten Releases hätte vermuten können: „Black Cascade“ ist erdig, dreckig, rau, mit einer Lo-Fi-Produktion versehen, die alten Emperor-Platten gleicht. Die Songs sind dennoch von gewohnt epischer Länge, und das ist leider auch das Problem, denn hier und da stellt sich trotz der gewohnt hohen Qualität fast ein bisschen Monotonie ein. So bleibt am Ende fast das Gefühl einer kleinen Enttäuschung beim Hörer, denn leider ist „Black Cascade“ zwar ein außergewöhnlich gutes Album, nicht aber das durchaus erwartbare Meisterwerk geworden. 8/10


Shortreviews (IV)

Zack Snyder – „Watchmen“ (Film; 2009)

Trotz grandioser Bilder, spektakulärer Kameraarbeit und einem sehr authentischen Comic-Look and Feel gelingt der sehr nah am Originalstoff agierenden Zack Snyder-Verfilmung des gleichnamigen Kultcomics von Alan Moore eins nicht wirklich: Ein unterhaltsamer Film zu sein. „Watchmen“ wälzt über fast drei Stunden seine epische Hintergrundgeschichte aus, versucht zwanghaft, alles genau zu erklären und vergisst dabei, dass ein Film eigentlich den Fokus auf einer guten Haupthandlung bräuchte. 6/10

Placebo – „Battle For The Sun“ (Musik:Song; 2009)

Drei Jahre waren sie weg, irgendwie wirken Placebo aber dennoch längst wie ein seltsames Überbleibsel aus den Neunzigern, auch wenn ihre letzte Platte „Meds“ wieder etwas frischer klang. Der Titeltrack des kommenden Albums „Battle For The Sun“ will unbedingt anders als der typische Placebo-Song sein, das ist eigentlich auch dringend notwendig. Dass es dennoch kein wirklich guter Song ist, liegt an den banalen Lyrics genauso wie an ihrer gelangweilten Intonation und dem Fehlen einer guten Melodie. Vielleicht funktioniert er ja im Albumkontext. 5/10

Clint Eastwood – „Gran Torino“ (Film; 2009)

Wenn Clint Eastwood am Ende von „Gran Torino“ plötzlich mit seiner Reibeisenstimme anfängt, höchstpersönlich den Titelsong des Films zu singen, dann wirkt alles auf einmal doch over the top: Zuvor gesehen hat man ein oft pathetisches, sehr emotionsgeladenes, höchst präzise inszeniertes, zum Teil auch politisches und mit einem wirklich überraschenden Twist versehenes Drama, das Eastwood als alten Mann porträtiert, der noch einmal zur Menschlichkeit findet. Sehenswert. 7/10


Shortreviews (III)

David Lynch – „Inland Empire“ (Film; 2006)

Ein dreistündiger Höllenritt durch psychische Befindlichkeiten in Sachen Kunst und Erzählweisen, ganz nebenbei die komplette Infragestellung der eigenen Erwartungshaltung in Bezug auf das Medium Film. Und die grobkörnigen, komplett digital gedrehten Bilder machen es eher noch schlimmer. Man kann „Inland Empire“ eigentlich nicht konsumieren, ohne eine fast körperliche Abneigung gegen diesen Film zu entwickeln, der selbst für Lynch-Fans harte Kost ist, es ist ein Kampf, ihn sich wirklich bewusst bis zum Ende anzusehen. Und vielleicht ist diese irre Collage aus surrealen Bildern gerade deswegen so bemerkenswert. 8/10

A Camp – „Colonia“ (Musik:Album; 2009)

Zwölf neue Songs, keine große Promotion: Eine der schönsten Frauenstimmen des Pop kehrt mit dem zweiten Album ihres Soloprojekts A Camp wieder das nach außen, was sie bei den Cardigans nur begrenzt verwirklichen kann: Herzzerreißende Balladen, mit Klavier und Akustikgitarren inszeniert, ein paar hochkarätige Gaststars dürfen mitmischen, der Star auf dieser Platte ist aber ganz klar Nina Persson. Leider erreicht „Colonia“ nie ganz die Klasse des vor acht Jahren erschienen, selbstbetitelten Vorgängers, das letzte Cardigans-Album schlägt es aber um Längen. 7/10

Mark Pellington -„Henry Poole Is Here“ (Film; 2008)

Mark Pellington ist als Regisseur normalerweise eher für die düsteren Dinge zuständig: Nach „The Mothman Propecies“ und „Arlington Road“ folgt mit „Henry Poole Is Here“ dennoch eine lebensbejahende Komödie mit ein paar tragischen Elementen. „Henry Poole Is Here“ ist in vielerlei Hinsicht die oberflächlichere Mainstream-Version von „Adams Äpfel“, natürlich ohne jemals auch nur im Ansatz dessen Brillianz zu erreichen. Trotz der vielen Mängel, der aufdringlichen religiösen Komponente und des leider sehr vorhersehbaren Plots: Kann man sich antun, das. 6/10


Shortreviews (II)

Coen Brothers – „Burn After Reading“ (Film; 2008)

Was kann eigentlich schiefgehen, wenn die Coen Brothers mit einer Riege hochklassiger Schauspieler und einem Drehbuch arbeiten, dass in jeder Szene drei Haken schlägt? Richtig: Nichts. „Burn After Reading“ ist deutlich besser als der überhypte, pathetische und von aneinander gereihten Zufällen getriebene „No Country For Old Men“. Intelligentes Unterhaltungskino am Ende der 00er sollte genau so aussehen. 8/10

James Manos, Jr. – „Dexter“ Season I (TV-Serie; 2006)

Originell konzipiert, gut geschriebener Handlungsbogen, modern produziert. Man merkt zu jeder Zeit die starke Literaturvorlage und das Talent der Macher hinter der ersten Staffel der Serie „Dexter“. Dennoch: Die Westentaschenpsychologie, der ständige moralische Zeigefinger und der Star Wars-Twist am Ende schwächen die Qualität  dieser 12 Episoden deutlich. Und Langweile ist bei einer einzigen Hauptfigur für die kommenden Staffeln natürlich vorprogrammiert. 7/10

Philip Boa & The Voodooclub – „Diamonds Fall“ (Musik:Album; 2009)

Es hat eine richtig gute Produktion, es hat diese klassischen, zerfallenden Indie-Melodien, dieses neue Album der niemals gänzlich abschreibbaren Legende Philip Boa. Trotzdem ist es leider eines seiner schlechteren Alben, was vor allem daran liegt, dass ihm die richtig guten Songs, die  Volltreffer, dieses mal fehlen. Boa singt und schrammelt sich durch elf Tracks, scheinbar von sich selbst gelangweilt und zeigt keinerlei richtig tiefe Leidenschaft. 6/10


Listenwahn (IV): Die besten Alben von Buckethead

1. „Inbred Moutain“ (2005)

Besser war der verrückte Mann mit dem Kübel und der weißen Maske nie: Avantgarde-Gitarrenmusik eines der wohl besten lebenden Gitarristen in absoluter Perfektion. Achtung: Nur für fortgeschrittene User.

Anspieltipp: ‘In Search Of Inbred Mountain’ (hier)

2. „Population Override“ (2004)

Bucketheads zugänglichstes und vielleicht melodischstes Werk hat alles, was ein gutes Instrumentalalbum braucht: Grandiose Songs, tolle Melodien, starke Soli. Und zu aller Überraschung ordnet er sein technisches Können hier den Songs unter.

Anspieltipp: ‘Unrestrained Growth’ (hier)

3. „Colma“ (1998)

Reine Akustikgitarren, bittersüße Melodien: Der eigentlich ultra-schnelle Tech-Freak kann auch ganz anders, wie er uns auf „Colma“ eindrucksvoll beweist, einem Album, das man durchaus auch Schwiegermutter zum Geburtstag schenken könnte.

Anspieltipp: ‘Hills Of Eternity’ (hier)

4. „Bermuda Triangle“ (2002)

Vielleicht der Vorläufer zu den atonalen Kakophonien, die uns Buckethead in der Reihe der Alben präsentiert, die er unter dem Pseudonym Death Cube K veröffentlicht hat: Ein irrer Sturm aus Electro, Funk, Drum-Patterns und genialen Metal-Riffs.

Anspieltipp: ‘Mausoleum Door’ (hier)

5. „Pepper’s Ghost“ (2007)

Der rundum gelungene, kleinere Bruder von „Population Override“: Buckethead gibt sich Mühe, zugänglich zu wirken, irrt aber doch auch in seinen Flitzfingersoli und schreddernden Riffs herum. Vielleicht das typischste Buckethead-Werk.

Anspieltipp: ‘Pepper’s Ghost’ (hier)


Gute Band, schlechtes Album (I)

REM – „Around The Sun“
(2004/Rock)

Drei Jahre nach dem schon leicht schwächelnden Sommeralbum „Reveal“ war bei R.E.M. 2004 endgültig die Luft raus: „Around The Sun“ dudelt seicht und belanglos zum einen Ohr rein und direkt zum anderen wieder hinaus. Streckenweise stellt sich die Frage, wie Michael Stipe es schafft, so gelangweilt zu klingen und gleichzeitig so wenig erinnerungswürdige Melodien zu finden, denn einige der Songs scheint man direkt nach dem Anhören schon wieder vergessen zu haben. Wäre auf dieser Platte mit ‘Leaving New York’ nicht wenigstens ein starker Song enthalten, müsste man sie als komplettes Desaster bezeichnen. Zum schlechtesten REM-Album reicht es aber auch so. 3/10

Abschreckendes Beispiel: ‘Make It All Ok’ (hier).

Satyricon – „Now, Diabolical“
(2006/Black Metal)

Satyr (bürgerlich Sigurd Wondgraven) verwirft alle vorherigen Überlegungen zum elitären und einzigartigen Genre Black Metal und spielt nur noch simple Black ‘n’ Roll-Riffs, zu denen er eingängige Zeilen wiederholt. Man könnte fast glauben, er wolle Hits schreiben. Verübeln kann man es ihm nicht, war der geniale Rocker ‘Fuel For Hatred’ des Vorgängeralbums „Volcano“ doch ein paar Jahre vorher in aller Ohren. Erzwingen aber kann man einen solchen Song nicht und so verliert sich das Satyricon-Album „Now, Diabolical“ In Substanzlosig- und Oberflächlichkeit, die weit entfernt vom klirrenden Schwarzmetall der frühen Tage oder dem radikalen und avantgardistischen Industrial-Black Metal von Rebel Extravaganza“ ist. 3/10

Abschreckendes Beispiel: ‘K.I.N.G.’ (hier).

Nine Inch Nails – „With Teeth“
(2005/Industrial-Rock)

Der bewusste Verlust der Ausnahmestellung: Waren Trent Reznors Nine Inch Nails vor diesem Album eine Band, die nur alle fünf Jahre ein grandiose Veröffentlichung auf den Markt brachte, begann mit dem radio- und alternative-freundlichen „With Teeth“ ein klein bisschen der Ausverkauf. Man merkt diesem Album an, wie sehr Reznor endlich in die Indie-Discos und die Rock-Charts will, die Nine Inch Nails, vorher kompromisslose Industrial-Rocker, klingen hier stellenweise wie die Foo Fighters, freilich ohne guten Gesang eines Dave Grohl. Die Fratze des Mainstream-Rock (oder schlimmer: das, was Reznor dafür hält) lugt um die Ecke, und auch wenn es ein paar gute Tracks auf der Platte gibt, ist sie insgesamt doch das Gegenteil ihres Titels: ziemlich zahnlos. 5/10

Abschreckendes Beispiel: ‘The Hand That Feeds’ (hier).


Shortreviews (I)

Anders Thomas Jensen – „Adams Äpfel“ (Film; 2005)

„Adams Äpfel“ ist in seinem Kern ein Film über das Gute, das immer über das Böse siegt, ein flammendes Plädoyer für den Optimismus in jeder noch so auswegslosen Situation. Tolle Bilder, große Symbolik, schräger Humor, ständiges Hinterfragen der Perspektive ohne viel äußere Handlung. Selbst die nur als Vehikel für die Botschaft benutzte Religion passt perfekt in diesen Film von beinahe literarischer Qualität. 9/10

Kevin Smith – „Chasing Amy“ (Film; 1997)

Regisseur Kevin Smith aka Silent Bob ist Experte für diese Art von Filmen: Die vielleicht nerdigste Tragikomödie aller Zeiten glänzt mit skurrilen Situationen, liebenswerten Figuren und verdammt vielen sexuellen Anspielungen. Anders als sonst: Hier wird dennoch eine große Liebesgeschichte nahtlos eingebaut und mit viel Gespür für richtiges Timing inszeniert. Trotzdem: Ben Affleck hätte wirklich nicht sein müssen. 8/10

Scott Weiland – „Happy In Galoshes“ (Musik:Album; 2008)

Nach dem Ausstieg bei der Supergroup Velvet Revolver versucht es Scott Weiland zum zweiten Mal alleine. Und macht gleich mal ein Doppelalbum. Das Problem dabei: Das Album ist höchst durchwachsen, stilistisch uneindeutig, es wirkt zerfahren, das Ganze, qualitativ pendelt das Niveau zwischen hochwertig und lauwarm. Ein roter Faden ist nirgendwo in Sicht, dafür ein paar gute Songs. Das reicht aber nicht. 5/10