Shortreviews (VI)

Sonic Youth – „The Eternal“ (Musik:Album; 2009)

Sonic Youth haben in diesem Jahrzehnt ganze fünf Platten veröffentlicht, das  Highlight „Murray Street“ von 2002 allerdings blieb konkurrenzlos, auch wenn die zwei Nachfolger alles daran setzen, diesen Volltreffer zu reproduzieren. Das ändert sich in doppelter Hinsicht mit „The Eternal“, einer Scheibe, die fast schon (freilich relativ gesehen) konservativ-langweilig weg vom Pop, aber dennoch nicht zurück zum Noise geht, sondern einfach Alternative-Rock mit viel Sonic Youth-Sound bietet (ja, man darf über diese Platte sagen, dass sie Alternative-Rock ist, ohne blasphemisch zu sein), was allerdings noch nichts über die Qualität der hier enthaltenen Songs aussagt, denn die ist wirklich außergewöhnlich: „The Eternal“ ist vielleicht das beste Konsens-Album für gleichermaßen steinalte wie ganz neue Fans einer der am längsten geistig jung gebliebenen Gitarrenbands der Welt. 9/10

Jeffrey Jacob Abrams – „Lost“ Season V (TV-Serie; 2009)

Es bewegte sich endlich wieder etwas in die richtige Richtung bei „Lost“: Verlor sich die vierte Staffel noch in ziellosen, merkwürdigen Episoden, die kein richtiges Gefühl von einem roten Faden mehr evozieren konnten, wirkte die neueste Reihe von 17 Folgen der amerikanischen Fernsehserie wieder erstaunlich kohärent: Der Kniff mit der Verfrachtung der Hälfte der Figuren in die Vergangenheit funktionierte als Grundlage für eine zusammenhängende Story ziemlich gut, man hatte zudem endlich wieder das Gefühl, dass die Macher vielleicht doch einen Masterplan für das Ganze haben könnten, auch wenn zwischendurch immer mal wieder zu viel auf die Pauke gehauen wurde, was WTF-Momente anging. Es wird sich wohl nicht mehr alles auflösen, aber die fünfte Staffel war trotz des enttäuschenden Finales eine der sehenswerteren. 7/10

Marilyn Manson – „The High End Of Low“ (Musik:Album; 2009)

Das war es dann wohl mit dem Schockrocker: Nach zwei wirklich enttäuschenden Alben war die Hoffnung darauf groß, dass „The High End Of Low“, auf dem wieder Jeordie White aka Twiggy Ramirez die Songwriting-Zügel in die Hand nimmt, eine Rückkehr zu richtig guter Musik statt platten Provokationen ohne Inhalt werden würde – nur leider ist nichts dergleichen zu beobachten: Zwar ist der Sound wieder etwas roher, die Grundstimmung mehr Nine Inch Nails als My Chemical Romance (man erinnere sich an die lächerlichen Videos und Photos im Rahmen von „Eat Me, Drink Me“), aber leider kann das Album trotz einiger guter Ansätze nicht viel mehr als die beiden Vorgänger, und so wird die Band Marilyn Manson dann wohl eher für das extravagante Auftreten ihres Frontmannes als für die in den 90ern noch genau so außergewöhnliche Musik in die Geschichte eingehen. Wirklich schade. 5/10


Review: Marilyn Manson – ‘We’re From America’ (Song)

Es ist viel spekuliert worden über die Arbeiten an dem kommenden Album namens „The High End Of Low“ der amerikanischen Band Marilyn Manson (Release-Date ist der 26. Mai 2009), die fast synonym mit ihrem Frontmann geworden ist, nachdem vor ein paar Jahren auch die letzten guten Musiker das sinkende Schiff verlassen hatten. Ein paar prominente Gaststars sollen darauf zu hören sein: Kerry King von Slayer und James Iha (Ex-Smashing Pumpkins) zum Beispiel. Viel wichtiger aber ist, dass Jeordie White (unter seinem alten Pseudonym Twiggy Ramirez), Bassist, A Perfect Circle- und früheres Nine Inch Nails-Mitglied und vor allem langjähriger Manson-Songwriter (der Frontmann schreibt, das ist den wenigsten bekannt, zumeist nur seine Texte) und unter anderem verantwortlich für die großartigen Alben „AntiChrist Superstar“ und „Mechanical Animals“, wieder an Bord ist.

Dem nagelneuen Teaser-Song ‘We’re From America’ (seit heute herunterladbar auf der offiziellen Webseite), der in den ersten Minuten recht simpel und eingängig tönt, hört man das nicht nur in Sachen Sound an: Knarzige Gitarrenriffs, Feedbacksounds, Manson klingen wieder nach Industrial der alten Schule und nicht nach einer billigen Rammstein-Imitation. Im zweiten Teil des Tracks, dessen etwas dümmliche Lyrics (nein, Sarkasmus bedeutet nicht, dass ein Text automatisch tiefgründig ist) den absurden Gedanken wecken, dass Marilyn Manson eine bessere Band ohne, äh, Marilyn Manson wären, kommen dann ein paar homogen eingearbeitete Soundcollagen und irre psychedelische Gitarrenlicks hinzu, die richtig viel Spass machen und nicht nur vordergründig nach Aufmerksamkeit heischen. Es wäre zu früh, zu sagen, dass Marilyn Manson nach zwei katastrophal schlechten Platten zu alter Qualität zurückgefunden haben, aber ‘We’re From America’ macht trotz seiner auch insgesamt sehr einfachen Struktur Hoffnung genau darauf.

7/10 Punkten.