Schönheit.
Ein Gespür für Ästhetik zu haben, die Fähigkeit, Schönheit erkennen zu können, hat etwas sehr Grausames. Ich sehe diese junge Frau aus der Ferne in der U-Bahn, und selbst wenn ich den Mut dazu hätte, dann wäre ich gar nicht in der Lage, ihr zu sagen, wie umwerfend bezaubernd ich ihre Erscheinung finde, denn die Bahn ist komplett überfüllt. An der nächsten Station steigt sie aus und verschwindet für immer aus meinem Leben.
In diesem Moment möchte ich mich selbst dafür schlagen, dass ich sie so einfach entwischen lasse, obwohl mir natürlich bewusst ist, dass sie mich, wenn ich sie tatsächlich einholen könnte, wenn ich mich in einem Anflug von blindem Wahn durch die Menschenmassen drängen und ihr hinterher hechten würde, nur als einen verrückten, betrunkenen Mann wahrnehmen würde, als einen von Tausenden, die jeden Tag ihr Glück bei ihr versuchen. Ich fühle mich in solchen Situationen gleichzeitig wie ein schlechter Mensch (natürlich weiß ich, dass man niemanden nach Äußerlichkeiten bewerten darf, aber für mich ist diese Frau dennoch auch innerlich ein Engel, ganz definitiv) als auch wie ein schrecklicher Versager, der alle Momente, in denen eine solche Art von Schönheit tatsächlich in sein Leben trat, nie genug zu würdigen wusste. Ich wünsche mir, ich wäre einfach nur blind dafür. Es würde mein Leben viel glücklicher machen.