Hand in Hand.

Die Frau von der Tankstelle hat eine Phobie, die mit Händen oder Berührungen zu tun hat. Ich habe es lange beobachtet. An manchen Tagen trägt sie Handschuhe und kommt so gar nicht erst in Gefahr, die Hand eines Kunden berühren zu müssen. An den Tagen, an denen das nicht der Fall ist, versucht sie alles, um zu vermeiden, dass ihr die Menschen, die bezahlen wollen, das Geld direkt in die Hand geben. Sie tut dann so, als würde sie irgendetwas an der Kasse eintippen oder geht einen Schritt zurück, damit man die Münzen oder Scheine auf den kleinen gläsernen Geldtresen (haben diese Dinger eigentlich einen Namen?) legt und das Wechselgeld legt sie auch dorthin, selbst wenn man zögerlich die Hand aufhält. Wenn man es darauf anlegt und die Handfläche über das Ding ohne Bezeichnung hält, so dass sie nicht anders kann, dann nähert sie sich mit ihrer Hand erst ganz normal der eigenen Handfläche, um die Münzen im letzten Augenblick zu werfen und ihre Hand schneller als ein gewöhnlicher Mensch wieder zurückzuziehen. Wenn man nicht darauf achtet und nichts weiß von den Handschuhen und von dem Geldtresen, dann wirkt es fast ganz normal, wie sie das Wechselgeld reicht, aber wenn man die Sache einmal bemerkt hat, dann kommt man nicht umhin, immer wieder den Eindruck einer Fütterung einer bissigen Schlange zu haben. Sie muss sehr viel Übung in dieser Bewegung haben, denn ihr fällt dabei nie eine Münze daneben.