Rolle, jetzt!
Man kann entweder so tun, als wüsste man, wer man ist („Hallo, ich bin der Dirk und ich bin Medienjournalist / Blogger / Ohrenarzt / Anwalt / Vater von zwei Kindern / Briefmarkensammler / Bademeister / Student / studierter Philosoph / Bäcker / der Freund von… / Regisseur / Polizist / Pornodarsteller / Autor“) oder man fliesst einfach so durch verschiedene Rollen, die sich je nach Kontext ergeben und permanent ändern. Will man erfolgreich sein mit dem, was man tut, dann ist der zweite Weg in keinem Fall zu empfehlen. Erfolg fordert die totale Verschmelzung mit der sozialen Rolle bis hin zur Selbstverleugnung und das kriegen fast nur stupide Arschlöcher hin, die in Sachen Phantasie eher Autisten sind und das wirklich so durchziehen können, die sich ‘total committed’ haben oder halt Leute, die echt gute Schauspieler sind und es aussehen lassen können, als wäre diese eine Rolle wirklich das einzige große Ding, das ihnen am Herzen liegt, obwohl das natürlich Bullshit ist. Traurig ist, dass die, die es nicht hinkriegen, diesen Fokus zu vermitteln, sich dann wegen des daraus resultierenden mangelnden Erfolges oft so hängen lassen, dass sie sich irgendwann gar nicht mehr richtig um ihren Kram bemühen, weil er ja scheinbar sowieso egal ist, es guckt ja keiner mehr zu, und am Ende wirken dann tatsächlich diejenigen wie die Loser, die eigentlich die ganze Zeit viel ehrlicher bei der jeweiligen Nummer dabei waren. Verdammt.