Schallplatten & die Knöpfe an Deinem Kleid.

Ich hatte schon lange keinen so sexuellen Moment mehr wie den, in dem Du mich fragtest, ob ich Dir helfen könnte, Dein blaues Kleid zuzuknöpfen, obwohl ich in den letzten Monaten mit verschiedenen Menschen geschlafen habe. Wir sind auf diesem Konzert, eine Band mit zu vielen Mitgliedern für eine gewöhnliche Band spielt diese entrückte Folkmusik, die eine Menge beschissener Hipster angelockt hat, im Hintergrund der Bühne wird eine überdimensionale LP an die Wand projiziert und Du bemerkst plötzlich, dass Du nur den obersten Knopf Deines Kleides zugemacht hast, der Rest steht offen und entblößt die obere Hälfte Deines Rückens. Zuerst versuchst Du, das Problem selbst zu lösen, dann fragst Du mich, ob ich Dir helfen kann. Ich schließe nach und nach jeden dieser fünf Knöpfe, meine Fingerspitzen berühren dabei mehrfach Deinen Rücken und mir wird in diesem Moment plötzlich wieder bewusst, wie wenig Erotik in ihrem Kern eigentlich mit Geschlechtsorganen zu tun hat. Es geht um Vertrauen, um Vertrautheit und kleine Details, um die Dinge, die eben nicht passieren, nicht ums Ficken. Ich knöpfe Dein Kleid zu, während die Musik läuft und dieser Moment erregt mich in meinem Kopf so viel mehr als Sex mit Großstadtmenschen, die verlernt haben, was es eigentlich bedeutet, einen Menschen zu begehren, es jemals könnte.