Metareflexion, yeah! (XXXIV)

Audienz (III)

„Es läuft nicht. Was kann ich tun?“, frage ich. Es war mir ernst. Ich war kurz davor, alles hinzuwerfen. Zumindest teilweise.

„Auf keinen Fall damit anfangen, das gleiche Spiel wie alle Anderen zu spielen oder den netten Typen von nebenan zu mimen beginnen, der jeden lieb hat und dafür seine Ideen verwässert. Nicht darauf achten, ob die Dinge laufen oder nicht“, sagte er mit einem verächtlichen Unterton in der Stimme, der wohl ausdrückten sollte, dass die Lösung so offensichtlich sei, dass nur ein Dummkopf nicht von selbst auf sie stoßen konnte.

„Natürlich ist es völlig egal.“ – „Lüg Dich nicht selbst an. Es ist Dir nicht egal, überhaupt nicht. Bekomme jetzt nur keine kalten Füße: Die Anerkennung , die Du einforderst für das, was Du tust, wird kommen. Bleib kompromisslos.“ – „Aber kompromisslos kann man auch in die falsche Richtung sein, oder?“

Er zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er antwortete. Ich hatte ihn kurz Zweifeln lassen. Ich grinste, innerlich, als ich das bemerkte. „Ja, natürlich kann man das. Aber nicht, wenn man halbwegs intelligent ist. Kompromisslosigkeit ist in jedem Fall der einzige Schlüssel zu jeglichem echten Erfolg, völlig egal, wie dieser auch aussehen soll. Glaub an Dich, mach Dein Ding und kümmere Dich nicht darum, dass der Erfolg nicht heute kommt, nicht morgen und auch nicht in fünf Jahren. Mach weiter und lass Dich nicht beirren. Es klingt wie eine Binsenweisheit, aber es ist die Wahrheit. Es wird sich auszahlen, aber es wird ein verdammt harter Weg, auf dem Du immer und immer wieder das tun musst, was Du gut kannst, um mehr und mehr Leute zu finden, die möglicherweise sehen, dass Du das tatsächlich gut machst. Wichtig ist auch, dass Du trotz allem für konstruktive Kritik offen bleibst. Lass Dir nicht sagen, was Du tun sollst und folge keinen Trends, aber höre genau zu, was die Leute Dir sagen. Es ist wichtig, damit Du Dich nicht in den sprichwörtlichen mentalen Elfenbeinturm verziehst“, sagte er.

„Und warum sollte das funktionieren? Warum sollten irgendwann irgendjemand etwas gut finden, nur weil es mehrmals getan wird?“ – „Aus zwei Gründen: Einerseits bewundern es die Menschen, wenn Du Ihnen Dinge immer und immer wieder mit viel Beharrlichkeit servierst, egal was es ist. Photographiere jeden Tag Deine eigene Scheiße über ein paar Jahre hinweg und Du wirst ein Star. Versprochen. Und andererseits ist der Mensch ein Traditionswesen. Was er öfter sieht oder liest, prägt sich bei ihm ein, es formt eine eigene Ästhetik, selbst wenn es zu Beginn noch völlig für sich steht. Alleine Kompromisslosigkeit und Beharrlichkeit machen den Schlüssel zum Erfolg aus. Guck Dir die Kunst- und Kulturgeschichte doch einfach mal an: Sie ist voll von Freaks, die Sachen immer und immer wieder durchgezogen haben, die eigentlich absolut schwachsinnig sind. Allein die kompromisslose Beharrung auf diesen Konzepten führte dazu, dass es die Leute irgendwann begannen, den Blickwinkel zu ändern und durch die Augen der Künstler und mit der Erfahrung des vorher schon gesehenen auf die Werke zu blicken. Wiederholung von Dingen, an die man glaubt, ist Überzeugungsarbeit. Und zwar auch an sich selbst.“