Traumsequenz (I)

An die Rückenflossen von Delphinen geklammert jagen wir durch die stürmische und verregnete See an einem pazifischen Traumort, einen mitten im Ozean wachsenden, bräunlichen Sandkegelberg nach und nach immer enger umkreisend, ich weiß nicht, nach was wir suchen oder wer die anderen drei Personen sind, bis sich einer von ihnen als Jared Leeto vorstellt (wer ist Jared Leeto? – Ich kenne den Namen) und behauptet, er hätte sein Leben lang nichts Anderes als das hier gemacht. Ich habe so ein diffuses Gefühl, dass diese Suche schwierig wird, dass wir Experten sind in dem, was wir tun, dass hier Experten gebraucht werden und dass hier etwas gesucht wird, das böse ist. Tote Seesterne, gelbe und rote, treiben in den Wellen, die wir in der Geschwindigkeit der Delphine durchkämmen, man muss aufpassen, dass einen die Seesterne, die sich aussen wie Schmirgelpapier anfühlen, nicht ins Gesicht treffen, denn selbiges ist sehr schmerzhaft. Jared will mit seinen Fähigkeiten glänzen, verbeisst sich in die Schwanzflosse seines Delphins und lässt sich so weiterziehen.

Und vor meinem inneren Auge sehe ich plötzlich eine animierte Grafik, die den nicht entzifferbaren Namen einer Frau in gelber, verschwommener und sich bewegender Jahrmarktschrift zeigt, einen bedrohlich langen Namen. Das Ganze ist der Vorspann einer Fehrnsehsendung, in der es darum geht, dass das Wetter manipuliert wird. Eine Wetterhexe, eine dicke, schluchzend schreiende Frau, soll gutes Wetter machen, es war ihr Name im Vorspann. Mir wird sofort klar, wie das mit meiner aktuellen Situation zusammenhängt: Der Tropensturm, in dem wir uns befinden, ist die negative Auswirkung davon, dass die Wetterhexe irgendwo in Europa Sonnenschein erzeugt hat, denn nichts funktioniert ohne einen Ausgleich.

Vielleicht bin ich deswegen hier bei der Gruppe, vielleicht ist diese Art von Hellsicht die Fähigkeit, die mich auszeichnet, die Gabe, die mich berechtigt, mit ihnen auf den Delphinrücken zu reiten, denn ich habe längst bemerkt, dass ich der schlechteste der vier Delphinreiter bin. “Das wird nicht einfach, gar nicht einfach” rufe ich den Anderen zu und sitze plötzlich wach in meinem Bett, weil der Hausmeister anfangen musste, den Rasen zu mähen. Verdammt, ich hätte zu gerne gewusst, wer die zwei Namenlosen waren und nach was wir dort, an diesem skurrilen Ort, eigentlich suchten.