Ich bin ja nur ein Atheist, aber…

Wäre ich die katholische Kirche, ich würde eine Webseite bauen lassen, auf der man die ganze Bibel lesen kann, schön übersichtlich gestaltet, mit einzelnen Kapiteln, Zusammenfassungen, Illustrationen und teuflisch schicker Typographie. Man könnte einzelne Textstellen markieren und twittern oder bei Facebook und sonstigen Social Networks posten.

Wäre ich die katholische Kirche, ich würde dem Papst bei seinem nächsten öffentlichen Auftritt (dezent, aber sichtbar) eine Flasche Fanta auf den Schreibtisch stellen lassen, kommentarlos. Das Internet würde den Rest erledigen.

Wäre ich die katholische Kirche, dann würde ich einmal im Jahr einen Wettbewerb ausrufen, bei dem zeitgenössische Schriftsteller meine besten Stories (Mose und das Meer, Die Apokalyse, Adam und Eva etc.pp.) neu schreiben und vortragen, ohne irgendwelche Vorgaben. Die Texte gäbe es im Bundle mit den zugehörigen Originalen für jedermann kostenlos als Print- und eBook-Version.

Wäre ich die katholische Kirche, dann wäre die einzige inhaltliche Änderung, die ich direkt vornehmen würde, die Aufhebung des Zölibats, was dafür sorgen würde, dass sich bei mir nicht nur Psychopathen und Kinderficker um Stellen bewerben. Ein paar Jahre später würde ich auch Frauen zulassen, die können den Job mutmaßlich sowieso deutlich besser, weil bei mir soziale Kompetenz gefragt ist.

Wäre ich die katholische Kirche, ich würde alle meine abgefahren beeindruckenden Kirchen, Klöster und sonstigen Bauwerke weltweit in 3D photographieren und eine iOS-App bauen lassen, mit der man sie alle virtuell besichtigen kann. Andere mobile Betriebssysteme würde ich erstmal weglassen, mit der Begründung, dass Gott das noch nicht „approved“ hat und dahinter einen Link zum passenden Kickstarter-Projekt für die Android- und Windows-Portierung packen, das innerhalb von zwei Minuten zwanzigfach finanziert wäre, wozu ich natürlich schon eine entsprechende Pressemitteilung vorformuliert in der Schublade liegen hätte.

Wäre ich die katholische Kirche, ich würde sofort mehrere Kampagnen starten, in denen ich den Leuten klar machen würde, dass in der Vergangenheit zwar einiges schief gelaufen ist, aber dass meine Kernbotschaft von Nächstenliebe und sich nicht wie ein Scheißasi benehmen eigentlich ziemlich zeitlos gut ist, egal, ob man an den alten Mann in Himmel glaubt oder nicht.

Wäre ich die katholische Kirche, ich würde den Gottesdienst interaktiver und mit viel mehr Humor gestalten und würde jeden neu eingestellten Prediger dazu verpflichten, neben dem üblichen Beichtkram für die älteren Gläubigen einfach permanent für die Leute übers Netz erreichbar zu sein und bei Problemen aller Art zu helfen oder einfach nur zuzuhören.

Wäre ich die katholische Kirche, es könnte alles ziemlich cool werden, auch ohne den Inhalt groß zu verändern.