Auf dem Dachboden mit den Sternen

„Zum letzten Mal bist Du alles, was ich will und alles, nach dem ich freiwillig fragen würde. Ich schließe diese Gedanken heute Nacht in einen Schrank, in dem sie nur derjenige finden wird, der dazu in der Lage ist, ihrer Spur ganz gezielt zu folgen. Ich studiere weiterhin ungeborene Kinder und ihre Namen auf Magister. Nichts davon überrascht mich, aber das hält mich nicht davon ab, dem Schmerz weiterhin meine Seele in Schlagrichtung vor die Nase zu halten, als hätte ich nie gelernt, wie man den Schutzschild rauffährt. Ich schreibe, also muss ich frontal gegen Wände fahren. Es ist die wichtigste Droge meines Lebens, die einzige, gegen die ich nicht resistent geworden bin.“


Wort für Wort (LVII)

„In dem Moment, in dem Du die Tür hinter Dir zumachst, fehlst Du mir bereits so sehr, dass ich aus dem Fenster springen will, weil ich es nicht ertrage, ohne Dich zu existieren. Ich würde mir Dich am liebsten wegtherapieren lassen, wüsste ich nicht, dass es so wäre, wie sich einen gesunden Arm amputieren lassen, weil dieser Drang ja ganz normal ist: Ich liebe Dich leider einfach.“


Wort für Wort (LVI)

„Ich interessiere mich nicht für Geld oder Macht.“ – „Häh? Was bleibt denn dann noch?“ – „In Deiner Welt nur Nutten und Schnaps.“


Wort für Wort (LVI)

„Hey, guck mal: Ein Zweihorn!“ – „Man nennt es auch Kuh.“ – „Wann bist Du eigentlich so destruktiv geworden?“


Wort für Wort (LV)

„Du tanzt auf den Gipfeln der Absurdität.“ – „Dort verliere ich nie die Bodenhaftung.“


Wort für Wort (LIV)

„Trotz der Tatsache, dass ich mich für mindestens halbintelligent halte, schaffe ich es einfach nicht, die Menschen und ihr zum Teil absolut merkwürdiges Verhalten (zum Teil sogar als besonders ‘rational’ von ihnen selbst eingestuft) auch nur im Ansatz zu begreifen und ‘richtig’ darauf zu reagieren. Und diesen fortwährenden Versuch, eine Quelle mindestens eines Teils meiner Unzufriedenheit, gebe ich hiermit auch auf. Es gibt offenbar kein richtiges und falsches Sozialverhalten, sonst wäre es erlernbar und man würde nicht ständig neu daran scheitern. Ich bemühte mich in meinem Verhältnis zu den Menschen bislang um Ehrlichkeit, beiderseitiges Verstehen und Zuneigung, wo und soweit ich konnte, geriet aber gerade dadurch immer wieder in Situationen, in denen ich in zum Teil völlig grotesker Art und Weise vor den Kopf gestoßen wurde. Als letzte Konsequenz kann ich hiermit nur ziehen, nur noch das bloße Ich in alle zwischenmenschlichen Beziehungen einzubringen, alles andere, jede Form des Versuchs, menschliches Verhalten vorherzusagen und/oder sich darauf zu verlassen und sich damit auch darauf einzustellen, ist meines Erachtens nach komplett zum Scheitern verurteilt.“ – „Hm… hey, wollen wir uns ‘ne Pizza bestellen?“


Protokoll eines nie stattgefundenen Gesprächs vom 31.10.2009

„Kennst Du das Gefühl, dass Du bereit wärst für etwas zu sterben, aber Du findest trotz angestrengter Suche nichts, für dass es sich zu sterben lohnt? Oder zu leben? Ich kenne dieses Gefühl. Zu gut.“ – „Ich nicht.“ – „Ich hasse es, wenn Du das sagst.“ – „Warum?“ – „Es zwingt mich zu weiteren Überlegungen, die gänzlich anderswo enden, als dort, wo ich hin will. Oder lässt mich wie einen Idioten aussehen, wenn ich mich diesem Zwang verweigere.“ – „Es lässt Dich nicht wie einen Idioten aussehen, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind und Dir das nicht gefällt. Nur wie jemanden, der Harmonie sucht.“ – „Harmonie ist vielleicht noch das Einzige, das ich auf meiner komischen Reise durch die Menschenwelt in den letzten Wochen finde.“ – „Nein. Du findest sie nicht. Du stellst sie zwanghaft her, indem Du Dich verdrehst. Deswegen bist Du auch unglücklich.“ – „Aber wie verdreht man sich denn nicht? Woher weiß ich, wer ich bin, was mein ‘echtes’ Ich ausmacht? Doch nur, indem ich etwas finde, für das es sich zu sterben lohnen würde. Und da sind wir wieder am Anfang. Ich finde den Gedanken logisch.“ – „Ich nicht.“ – „…“ – „Überlege weiter. Geh mal von dem Ego-Ding weg. Du bist unwichtig.“


Wort für Wort (LIII)

“Hey, darf ich Euch vielleicht fragen, habt ihr zufällig zwei Zigaretten oder ist das…” – “Belästigt Sie Euch? Hört Ihr gar nicht zu, Sie ist verrückt. Es sei denn natürlich, ihr habt wirklich zwei Zigaretten. Dann solltet Ihr vielleicht doch auf Sie hören.” – “Ist das so eine Art guter Cop, böser Cop-Nummer von Euch?”


Wort für Wort (LII)

„Was rappelt und zappelt und zuckelt und ruckelt denn da im Karton?“ – „Na, ich. Jetzt mach endlich die Tür auf, Du Spinner.“ – „Ich höre Stimmen!“ – „Du hörst gleich was anderes, wenn Du mich endlich reinlässt.“ – „Was denn?“ – „Das Geräusch meiner flachen Hand, die Deine Wange trifft.“ – „Ne, dann bleib mal lieber draußen. Das tut doch weh!“


Wort für Wort (LI)

„…aber anstatt mit ihr Sex zu haben, erzähle ich ihr, wie ich mich fühle. Und dann fahre ich mitten in der Nacht nach Hause in meine leere Wohnung, während Duweißtschonwer vermutlich grade irgendwo irgendwas mit irgendwem  treibt.“ – „Du bist echt süß.“ – „Süß? Ich bin so ein Softie, ich kotze mich selbst an.“


Wort für Wort (L)

„An dem Abend, als Sie da saß mit ihrer Bundeswehr-Jacke in dem Zelt von den Schlauchboot-Pilgerern, das war wie Woodstock reloaded. Ich hab mich dermaßen in die Frau verliebt.“ – „Manchmal denke ich, Du bist der eigentliche Hippie und nicht Deine Frauen.“


Wort für Wort (XLIX)

„So, jetzt muss ich mich mal ausführlich um meine Haare kümmern.“ – „Ja, das solltest Du. Ich hab die gestern gesehen.“ – „Wie meinst Du das, Du hast meine Haare gesehen? In welchem Zusammenhang?“ – „Zusammenhang stimmt schon. In einem, großen Zusammenhang.“


Wort für Wort (XLVII)

“Du bist ein Muggel.” – “Du auch.” – “Nein.” – “So, was bist Du denn dann?” – “Ein Zauberer.” – “Und wo hast Du Deine Zauberausbildung gemacht?” – “Ich dachte jetzt, Du würdest fragen, wo mein Zauberstab ist. Darauf hätte ich eine Antwort gehabt.” – “Das ist ja jetzt nicht sonderlich originell.” – “Wieso? Du  weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte.” – “So? Was wolltest Du denn sagen?” – “Hab ich plötzlich vergessen.”