Rückspiegel (XI)

Ich bin nicht ‘Deine kleine Meersau’ und war das auch nie.


Rückspiegel (X)

Neulich, als das Wetter den Sturm in den kleinen Ort wehte und ich wieder nicht schlafen konnte, sah ich genau, was Du getan hast, damals, draußen im Regen. Ich sah es in mir, während ich auf eine Kerze blickte. Ich blickte nicht aus dem Fenster, nicht in das vom Himmel fallende Wasser, sondern ins Feuer. Und das war der Trick, der mir vorher nie eingefallen ist. Nun habe ich Dich endlich durchschaut.

Und deswegen formuliere ich hier pathetischen Kitsch, bei dem jeder kotzen muss, der kein Emo ist.


Rückspiegel (IX)

Das Klavierstück, dass ich Dir irgendwann mal als Midi am Computer vorgespielt habe und von dem ich behauptete, dass ich es geschrieben hätte, war in Wahrheit von Frédéric Chopin. Ich wollte lediglich Deine Urteilskompetenz auf die Probe stellen. Du wirst verstehen, dass ich Dir nach Deiner dämlichen Aussage über das Stück, die sinngemäß besagte, ich solle lieber die Finger von der Musik lassen, nie etwas gezeigt habe, das tatsächlich von mir stammt.


Rückspiegel (VIII)

Die einzige Kreditkarte, die L. jemals besessen hatte, hatten ihre Eltern nach knapp zwei Wochen für immer sperren lassen, und die einzige Frage, die man dazu stellen kann, selbst dann, wenn man diese Frau erst seit ein paar Minuten kennt, lautet: Warum haben die dafür so lange gebraucht?


Rückspiegel (VII)

Dear P.,

Ich habe ziemlich oft an Dich gedacht in den letzten Woche, nicht nur wegen dem Geburtstag. Ich habe ein paar Tage lang gedacht, dass Du sozusagen die Mutter aller Menschen bist, die mich jemals verlassen haben oder verlassen werden. Später habe ich den Gedanken wieder verworfen, weil Du mich nicht verlassen hast, sondern ich Dich gehen ließ und nicht mitkam. Und ich habe endlich mal jemandem von Dir erzählt, auch wenn es nur ein paar Sätze waren.

Ich bin der letzte, der an solchen esoterischen Dreck glaubt, aber ich weiß, dass Du das ein bisschen an solchen Dinge gehangen hast: Als ich heute Duschen ging und die Kette abnehmen wollt, riss sie ab. Es riss nicht das Lederband, sondern das Metall riss. Das klirrende Geräusch des Anhängers, der auf die Fliesen fiel, brachte mich fast dazu, ohnmächtig zu werden.

Wenn das ein Zufall ist, dann ist es ein verdammt guter. Und wenn nicht, dann lasse ich Dich hiermit wissen, dass ich die Nachricht erhalten habe, dass Du noch immer verdammt viel Sinn für Timing und Melodramatik hast und dass ich die Kette trotzdem irgendwie reparieren lassen werde. Ich hoffe, es gibt dort drüben Internet ;)…

Dankeschön.


Ten years after having a girlfriend that was ten years older than me ten years ago, I suddenly realize that her letters were quite clichéd and…

…that my own personality hasn’t really changed in the meantime.


NeuRosen (V)

Ich wette, dass ich die Kennzeichen von mindestens zwei Dritteln aller sich längerfristig in Bayreuth befindlichen schwarzen VW-Polos schon mindestens einmal bewusst gelesen habe. Einige kenn ich sogar schon auswendig.


Rückspiegel (VI)

Verdammt, warum habe ich schon wieder von Deinem Vater geträumt?


Rückspiegel (V)

Es warf mich aus der Bahn, unfreiwillig, kürzlich an unsere Verlobung erinnert zu werden. Ich sollte den Ring endlich entsorgen, ich trage ihn schon seit Jahren nicht mehr. Es ist gruselig, wie die Zeit Dinge auffrisst, die bedeutsam waren, aber das ist nur eine billige Binsenweisheit.


Rückspiegel (IV)

Demzufolge, was ich so höre, stehst Du mit einem Fön neben der oft beschworenen Statue aus Eis. Traurig, das mitanzusehen.


Rückspiegel (III)

Das war echt nicht einfach, immer und immer wieder mit Blumen ins Krankenhaus zu kommen und immer und immer wieder weggeschickt zu werden. Aber irgendwer musste es ja tun.


Rückspiegel (II)

dernière = franz. letzte


Rückspiegel (I)

Warum kann ich Blut durch Deine Haut saugen?