a) Wer sind die Menschen in Deinem direkten sozialen Umfeld? Lassen sie sich in Kategorien einteilen und wie gewichten sich diese Kategorien zahlenmäßig und emotional in Bezug auf Deine Anteilnahme an ihnen?
b) Welchen Prozentsatz der Menschen, denen Du regelmäßig begegnest würdest Du als “Freunde” bezeichnen? Unterscheidest Du innerhalb des Begriffes “Freund” noch in weitere Abstufungen?
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Wenn ich eine Sache nennen müsste, die ich wirklich hasse, dann wäre die Antwort: “Das Warten”. Nein, ich bin kein ungeduldiger Mensch, ganz im Gegenteil: Wenn ich weiß, dass eine Sache noch Jahre dauern wird, erst 2014 stattfindet oder erst dann, wenn ich einmal im Altersheim bin, dann warte ich beharrlich Jahr um Jahr und vergesse nie den Grund des Wartens. Was ich jedoch abgrundtief hasse ist das sinnlose, nicht zeitlich genau definierte Warten, das eindeutig auf die Schuld oder die bloße Trödelei einer einzelnen Person oder Institution zurückzuführen ist und das bis zu einem ungewissen Zeitpunkt in der näheren Zukunft dauern wird. Diese Art von Warten lähmt mich. Ich kann in so einer Situation nichts anderes tun, als stundenlang am Fenster zu stehen und das Ereignis in jeder einzelnen Sekunde zu antizipieren.
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Aus der Reihe: “Passiert das nur mir oder auch anderen Menschen?” (Folge 1372):
Heute: Was passiert, wenn Sebastian eine dringende Bestellung hat?
Er bestellt natürlich bei Amazon. Ist zwar etwas teuerer, aber dafür zuverlässiger und schneller, noch dazu ist die Ware auf Lager. Denkt er. Aber im Logistikzentrum von Amazon macht irgendjemand irgendeinen Fehler, so dass seine Bestellung erstmal vier Tage lang “gleich versendet” wird. Er ruft also dort an und die nette Dame am anderen Ende der Leitung verspricht ihm, sich sofort darum zu kümmern. Tut sie auch, das dauert zwar nochmal einen ganzen Tag, aber dann ist die Ware endlich auf dem Weg. Sebastian wird also bald sein Paket in Händen halten. Glaubt er. Aber er hat nicht daran gedacht, dass da ja auch noch DHL mitspielen muss. Deren Auto fuhr gerade eben gemütlich den dritten Tag seit dem Versand in Folge die Straße runter, in der Sebastian wohnt. Ohne anzuhalten.
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“Ich könnte Dich auffressen.” – “Und ich würde mich gern von Dir fressen lassen.” – “Hm. Ungefähr so könnte das Gespräch bei dem Kannibalen von Rothenburg auch verlaufen sein. Nur ohne Knutschen!”
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Bin (zu)viel unterwegs und komme zu nichts (außer Zettelgedichte verteilen). Es ist die Stadt, sie saugt mich auf.
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Die Computerfirma aus Bremen, bei der ich über das Auktionshaus ebay die von Anfang an defekte, externe Festplatte gekauft habe, die gut die Hälfte meiner wichtigsten Daten gefressen hat, ignoriert seit zwei Wochen beharrlich alle e-Mails von mir bezüglich der Rückerstattung meines Geldes, telefonisch ist dort auch niemand erreichbar. Ich hatte die Platte am Ende des letzten Monats zurückgesendet und bin vom Kaufvertrag zurückgetreten. Nach einer Recherche im Netz ist mir inzwischen klar, dass ich bei weitem nicht der Einzige bin, der Probleme mit den Herrschaften hat. Ein geschädigter Kunde hat sogar eine ganze Homepage über die Methoden der Firma erstellt. Ich werde mich nun umfassend juristisch kundig machen und im Notfall auch Strafanzeige erstatten. Das wird noch spannend, schätze ich.
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Ich bin geistig nackt, beantworte heute keine e-Mails mehr und keine Anrufe. Jaja, morgen, da wird das Leben toben. Aber ich will noch diese Nacht für mich allein.
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Auf dem Weg zum Einwohnermeldeamt: Wir studieren eifrig die Karten an der U-Bahn-Haltestelle, um die Straße zu finden, in die wir müssen. Eine junge Frau spricht uns an. “Braucht ihr Hilfe?” Wir erklären ihr, was das gesuchte Ziel ist, sie muss in die gleiche Richtung, bietet an, uns zu führen, erzählt in der Zwischenzeit von sich. Sie habe ihr Studium abbrechen müssen aus finanziellen Gründen, arbeite jetzt für das Stadtmagazin Hinz & Kunzt, das überall auf der Straße von Menschen verkauft wird, die so aussehen, als wäre das der letzte Job, den sie noch bekommen könnten. Irgendetwas kommt mir die ganze Zeit komisch vor. Sie redet als ob sie einen Sprachfehler hätte. Erst als sie sich von uns verabschiedet und lächelt, bemerke ich, woran das liegt: Das Mädchen hat im Oberkiefer keinerlei Zähne. Ich tue Swantje gegenüber so, als wäre es das normalste der Welt, ja nicht einmal erwähnenswert und doch schockiert es mich tief.
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Vor einer Stunde sind wir angekommen in der neuen Wohnung. Hamburg-Hamm. Es ist spätnachts, aber ich kann jetzt noch nicht schlafen, muss noch einmal durch das neue Viertel schleichen. Es ist ruhig hier, von einer größeren Staße abgesehen. Als ich genau diese entlanglaufe, wittere ich den möglichen Ärger, der von einer Gruppe ausländischer Mitbürger jugendlichen Alters, die vor einer Shisha-Bar stehen, ausgehen könnte, schon von weitem. Aber ich darf keine Angst zeigen – das ist jetzt auch meine Stadt – und deswegen gehe ich stur weiter geradeaus. Mein Herz bleibt kurz stehen, als ich einer der Typen von der Gruppe löst und auf mich zukommt. Er frage nach Feuer und weist mich auf meine offenen Schnürsenkel hin. Hatte er auch schon, dass er wegen sowas “derbe auf die Fresse geflogen” sei, erklärt mir der Braungebrannte, der sich als “Khalid, der Albaner” vorstellt. “Ka-ha-a-el-i-De” sagt er, grinst und gibt mir gleich seine Telefonnummer, als ich ihm zu verstehen gebe, dass ich neu in der Gegend bin. “Kannst morgen vorbeikommen, dann können wir einen Joint durchziehen”, so sein Vorschlag, den ich nur zögernd zurückweise (man weiß ja nicht, ob er sich dadurch vielleicht beleidigt fühlt) mit dem Hinweis auf die Arbeit, die kurz nach dem Umzug noch ansteht. “Ich bin aus Bayern hierhin gezogen”, erkläre ich Khalid, der sich aber “mit den Bundesländern nicht so auskennt”. Dafür hat er einen anderen Hinweis für mich: Ihn kenne hier im Viertel jeder und wenn ich mal Stress mit irgendwem hätte, dann solle ich doch einfach ihn anrufen. Na dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Oder?
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Die beiden Hasen, die ich damals geklaut hatte, hatten keine Füße. Dafür bin ich ein einziger Hasenfuß.
Morgen früh geht es los. Bye Bye, Bayreuth. Hallo, Hamburg.
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In der Einfahrt gegenüber wohnt ein Wiesel. Wenn ich nachts wach bin, um meine Daten von der defekten Festplatte zu überspielen (und das bin ich jede Nacht, denn die Sache dauert lang und ist zeit- und nervenaufreibend) und hin und wieder ans Fenster gehe, um mir eine Zigarette anzustecken, sehe ich es oft von irgendwoher mitten über die Strasse nach Hause kommen. Ich frage mich, was es so treibt dort draußen in Bayreuth.
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Zeig mir den Ort, an dem tote Vögel singen. Rückwärts.
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