iDada (XII)

Die Polizei der Polizei (Das Dada-Ei) – Ein Manifest

Der größte Feind der Kunst ist die Kunst selbst. Alles, was als solche von irgendjemandem anerkannt wird, und das man selbst, in welcher Form auch immer, rezipiert, setzt, wenn auch nur unbewusst, Maßstäbe, denen es zu folgen gilt. Man kann keine Kunst machen, ohne zu wissen, was Kunst ist, aber genau dieses Wissen macht es unmöglich, originell zu sein. Selbst der absichtliche Bruch mit dem, in unserer von “Kunst” und “Kultur” (die Anführungszeichen sind sarkastisch gemeint) völlig durchdrungenen Welt fast automatisch angesammelten Wissen bezieht sich in der Negation implizit darauf, das ist das Dilemma, dem man einfach nicht mehr entkommt und das zu den diversen Diagnosen eines natürlich niemals stattgefundenen “Todes der Kunst” geführt hat, die allerdings, trotz der Tatsache, dass sie, natürlich in Bezug auf die reine Praxis, unbegründet scheinen, schwer zu ignorieren sind. Nachdem die Avantgarde (und ich verwende den Begriff bewusst in einer bestimmten, argumentativ manipulativen Form, die meine später klar werdende Aussage unterstützen soll) mit ihren Readymades und der monochromatischen Malerei quasi am Ende aller Radikalität ankam, d.h. beim Nichts als Kunst gelandet ist und damit ihren eigenen, in der Konzeption schon enthaltene Kreis geschlossen hat (das Nichts als Anfang und Ende aller Kunst), bleibt allein der Dadaismus, oder viel besser, die grundsätzliche Idee der Dadabewegung als Möglichkeit, dem Dilemma zumindest teilweise zu entrinnen. Selbiges passiert bei Dada vordringlich über folgende Ebenen: a) Die Zufälligkeit als Element der Kunst, die eine bewusste Planung und Konzeption ausklammert, den Künstler als Faktor quasi fast (und “fast” ist hier beinahe zu schwach und auch ungenau mit dem Vorargument verknüpft, denn man ging tatsächlich, auch ohne Bezug auf den Zufall, von fabrikartiger, anonymer Kunstproduktion als Idealbild aus) wegsubtrahiert und den Schaffensprozess und vor allem die seit zu langer Zeit existierende Genieästhetik damit gleichzeitig ironisiert b) Die bewusste Aufbrechung aller Schaffensvarianten in kleinste Teile und die anschließende Rekombination derselben auf der Suche nach einer grundlegend neuen Form von “Sinn”, die selbst bei der Sprache an sich nicht haltmacht (man denke an Lautgedichte und Collagen, die leider viel zu wenig Aufmerksamkeit durch die Kritik erhalten haben und erhalten, ebenso wie die traurige Tatsache, dass selbige Genres leider untergingen bzw. in den schmutzigen U-Kultur-Niederungen der Pop-Art re-verortet wurden) c) Die Nicht-Wiederholung des Fehlers, den abstrakte oder moderne Kunst (auch hier an eine sehr spezielle Definition denkend) gemacht hat, der darin besteht, in die tragische Situation zu geraten, umso mehr theoretischen Background zur Selbstlegitimation zu brauchen, umso abstrakter die Sache wird (und die zugehörige, bewusste Ironisierung von genau dieser Situation durch Dada mittels Manifesten, die sich selbst für ungültig erklären) d) Die absichtlich kindliche, nicht-voreingenomme oder auch “primitive” (im Sinne von archaisch-kulturelle) Herangehensweise an den Schaffensprozess e) Die absichtliche (an dieses Adjektiv möge man Zweifel anfügen; evtl. ist auch die schlicht vorhandene Heterogenität der beteiligen Künstler Schuld daran; die Tatsache an sich lässt sich aber nicht leugnen) Nicht-Entwicklung einer ausgeprägten eigenen Ästhetik und die damit einhergehende Vermeidung von Klischees in irgendeiner Form.

All das macht das Verständnis der Kunst im Sinne von Dada, selbst wenn es keine Idealform ist, die, wie zu Beginn erläutert, seit dem Ende der radikalen Zuendeformung der (Anti-)Kunst nicht mehr möglich ist, zum eigentlich einzigen noch Akzeptablen für jemanden, der Kunst nicht im Sinne einer vorgeprägten Ästhetik bloß reproduzieren will bzw. kein vordringlich handwerkliches Verständnis von der Sache hat und der nicht auf den reinen Schockeffekt setzen will, den man in der Vergangenheit oft in die Nähe der Dadabewegung verortet hat, wo er im Grunde nichts verloren hat. Die Avantgarde ist am Ende, die Moderne Kunst, die oft den Anspruch hat, noch Avantgarde sein zu wollen, immer stärker theoretischen Gerüsten verpflichtet, Pop-Art hat sich in Werbung und Design völlig funktionalisiert, die abstrakte Kunst kleckst nur noch zweck- und sinnfrei um eine selbstgeschaffene und längst etablierte Ästhetik herum und spielt dabei, wie auch der ganze, im Grunde gar nicht erwähnenswerte Rest nur mit Varianten von bereits Bekanntem. Wir müssen den Geist des Dada neu beschwören, und sei es aus der schlichten pragmatischen Feststellung heraus, dass er die meiste Freiheit für die Kunst verspricht.


iDada (XI)

Guud-Daggh Es(n)üüm

Schinton Tiong-h
Schinton Tiong-a

Schonesg ainoft estoid (a) hou-diää
Schomfsk esk hominäi(-oh)

A(n)idum äis-naa
Guud-Daggh Es(n)üüm.


iDada (X)

Konsonantengewitter (Ftzkhn)

Ftzkhn
Ftzkhn

Ptkng
Ptkng
Ptkng-tsch

Ftzkhn
Ptkng
Ptkng
Ptkng-H!


Keyboardtrommeln

öizfh
ögföhzf
ökjfäoi
wAAÖIUG
ÄÖOUEAiwäaHZ
klzrs
kztsdf
ktsd


iDada (IX)

Das Spiel fängt gerade erst an: Die Kunst liegt jetzt vollends im Coma! (CCNAC)


Dada, Dada, Neodada (2007)

reclame-raventhird.de
Opening Soon: Coma Cabaret Neodada Art Collective (CCNAC)


Wort für Wort (XXXII)

“Wenn ich das so lese, dann bin ich auch dada.” – “Und die da? Ist die da dada?” – “Dada ist für alle da.”


iDada (VII)

Dada nennt man Blödelei, dada macht Dich vogelfrei. Dada ist für Ruhe und für Orden, dada gegen alle ausdenkbaren Sorgen.

Dada in der Pumpernickelfabrik: Mmmmjamm!

Dada ziept nicht an den Haaren.


Traditioneller Schwippschwapp

Meiner Flucht aus deinem Leibe
folgten Katzen und Gazellen,
die sprangen wild und schwangen Tatzen
und brachten bald alles zum Platzen:
Logik, Logik, Ratio und Vernunft
sind völlig fehl am Platz in meiner Unterkunft.


iDaDa (VI)

Snurrt Kamesi (Hanchton)

Sneeg homanain
Sneeg homanain
Sneeg homanain

Hais-na eft-tun
Naiben est kobatait

Haiftom!
Haiftom!
Haiftom!

Swurrt Kambesi
Surrt Kamesi

Haifnö!

Snurrt Kamesi
Snurrt Kamesi

Hanchton!

Snurrt Kamesi.


iDaDa (V)

Pluplasch (Baum)
für S.W.

Wuwuischnfgäwn
t-t-huu-uu
Wuwuischnfgäwn
t-t-huu

d-d-d-jäää
ge-hoouuu
d-d-d-jäää
ge-hoouuu
göhuuu-n
gehu
göhuuu-n
gahu
göhuuu-n

Wuwuischnfgäwn
t-t-huu


Instant Poetry (LVI)

Das Fensterloch

Shawt doch: Ein Wüstenein,
Mantel, eine Taube ist stumpf!
Bette ich Größeres? Herein ich Hüte?
Ah, sie pflückt sie gut, nicht herab,
bahnt sich seltsam am Thron,
ist und lüstern oft,
wenn selbst gewährt zum beeisten Fenster:
Schätze!

Sehr liebt Dich nur ein Teilchen:
Der Dinge, die da sind!


iDada (IV)

White Room

Sexuell inkompatibel. “Ist das eine Diagnose?” – “Nein, eine Drohung.” Und jetzt sammelt er Fundstücke im Wald, wie ein Irrer läuft er durch die Wiesen und Wälder, im Winter und sammelt, wo es nichts zu sammeln gibt. Manche haben es wirklich nicht besser verdient, als so zu sterben, wie er starb. Manche würden ihn für einen Helden halten, die meisten aber eher für einen Irren. Dass das sehr nah beeinander liegt, das übersehen beide Parteien, wenn sie sich zu ihren wöchentlichen Streitgesprächen in dem engen weissen Zimmer treffen. Sie alle bringen Kissen mit, auf die sie sich setzen, denn in dem Zimmer gibt es keine Stühle. Es gibt auch keine Fenster oder Lampen in dem engen weissen Zimmer, und doch ist es hell, fast grell ausgeleuchtet.

Wenn man nach ein paar Stunden aus dem Zimmer kommt, ist man nahezu blind, man muss sich erst wieder an das normale Umgebungslicht gewöhnen. An Anfang tappt man orientierungslos in den Tag hinein, der freilich zumeist schon in den Abend übergeht nach einem Diskussionstag. Und doch gehen sie immer wieder hin, streiten immer wieder über dieselben Themen, und keiner rückt jemals von seinem ihm zugeordneten Standpunkt ab. Jeder weiss auch, dass der andere nie von seinem Standpunkt abrücken würde, und dennoch versucht man unablässig sich gegenseitig zu überzeugen. Ich weiss es, ich war jahrelang dabei.