Review: Gavin Rossdale – ‘Love Remains The Same’ (Song)

Viele stürzen tief ab, einige noch ein Stückchen tiefer: Nachdem Gwen Stefani die Umwandlung von der durchaus talentierten Rock-Sängerin bei No Doubt zur Möchtegern-Madonna mit diversen stylishen HipHop-Produzenten im Gepäck so halbwegs gut überstanden hat und dabei künstlerisch wenigstens nicht komplett in die Bedeutungslosigkeit gefallen ist, macht ihr Ehemann Gavin Rossdale, früher Sänger bei der von vielen respektierten (Post-)Grunge-Gruppe Bush, vor, wie man es noch konsequenter durchzieht mit dem Respektverlust in Sachen ‘ernsthafter Künstler’.

‘Love Remains The Same’ ist eine Tralala-Ballade, die gut und gerne in jedem Supermarkt oder Firmenhochhausfahrstuhl Deiner Wahl laufen könnte und mit ein paar möglichst weit nach hinten gemischten Alibi-Gitarren unverschämterweise auch noch so tut, als würde sie in irgendeiner Form an Institute- oder Bush-Zeiten anknüpfen. Und wenn man den Trailer zum kompletten Album “Wanderlust” auf youtube ansieht, dann steht durchaus zu befürchten, dass das hier nur der Anfang des Schreckens war. Rossdale entlarvt sich endlich als das, was einige schon länger vermutet haben: Ein zweiter Scott Stapp, der für ein paar wilde Jahre den Cobain gespielt hat, jetzt aber doch lieber ein bisschen Kohle einsacken will, um seinem Frauchen in nichts nachzustehen. Wuff.

3 von 10 Punkten.


Review: Ashes Divide – “Keep Telling Myself It’s Alright”

Da sind sie wieder, diese merkwürdig-atonalen Gitarrenriffs, zwischen denen sich (alp)traumartige Melodien hervorwinden. Billy Howerdel, früher der eher im Hintergrund waltende Chef und Hauptsongwriter von A Perfect Circle, macht endlich wieder Musik und er hat eine neue Band namens Ashes Divide. Wobei ‘Band’ eigentlich nicht das richtige Wort ist, denn bis auf das Schlagzeug, das von Drumgott und Workaholic Josh Freese eingespielt wurde und ein paar Cello-Melodien von Devo Keenan, dem Sohn des A Perfect Circle- und Tool-Sängers Maynard James Keenan, hat Billy Howerdel auf dem Debüt “Keep Telling Myself It’s Alright” alles alleine gemacht. Sogar den Gesang.

Wer sich jetzt Sorgen darüber macht, ob die stimmlichen Fähigkeiten des vor seiner eigenen Karriere als Gitarrentechniker bei einigen sehr namhaften Acts (genannt seien hier nur David Bowie, The Smashing Pumpkins, Nine Inch Nails, Guns N’ Roses und Tool) tätigen Mannes dazu ausreichen, denkt grundsätzlich in die richtige Richtung: Es ist gewöhnungsbedürftig, ihn am Mikrophon zu hören, aber das liegt weniger daran, dass er schlecht singen würde (im Gegenteil klingt er sogar erstaunlich gut), sondern an seiner stimmlichen Nähe zu eben jenem Keenan, die dadurch noch zusätzlich betont wird, dass er natürlich auch hier wieder diese extrem eigenwilligen, sphärischen Melodien schreibt. Bei mehr als einem Song stellt man sich vor, wie dieser mit der alten Besetzung klingen hätte können.

Das Album ist viel zahmer als man vermutet. Schon der Opener ‘A Wish’ erinnert eher an die ruhigen Songs eines Trent Reznor als an die doch sehr oft riffbasierten APC-Tracks. Im Verlauf der Platte bekommt der Zuhörer diverse Midtempo- und Downtempo-Tracks serviert, die man nicht wirklich Balladen nennen will: Gespenstisch-depressive Stücke wie das herausragende ‘Stripped Away’ geben akustikgitarrenbasierten Songs wie ‘Forever Can Be’ die Klinke in die Hand, die absurderweise wie die invertierte Version von Stadionrockballaden klingen. Dass er das Rocken grundsätzlich aber nicht verlernt hat, demonstriert Howerdel auch: Die erste Single ‘The Stone’, etwas eingängiger als der Rest der Platte oder der großartige Sechseinhalbminüter ‘Sword’ wecken Erinnerungen an die Zeit von “Thirteenth Step” und gehören zu den Highlights dieses Albums.

Der große Pluspunkt von “Keep Telling Myself It’s Alright” ist in jedem Fall die Gitarrenarbeit. Was der Glatzkopf hier präsentiert, ist mehr als bemerkenswert: Es klingt nicht nur hochmodern, düster und sehr organisch, sondern vor allem weiterhin so originell, wie man es von ihm bereits gewohnt ist. Auf der anderen Seite muss mal aber auch konstatieren, das eben jene Gitarren zu oft zu sehr im Zaum gehalten werden und bei zu vielen der Kompositionen hinter einer doch deutlich bemerkbaren Elektronik, die auf dem Album omnipräsent ist, aber nie den Fluss stört, zurücktreten. Zwei oder drei härtere Songs hätten in jedem Fall mehr als gut getan und die über weite Strecken sehr introvertiere Atmosphäre der Platte, die an “Adore” von den Smashing Pumpkins heranreicht, auf ein erträglicheres Maß zurechtgestutzt.

“Keep Telling Myself It’s Alright” ist trotz einiger deutlicher Schwächen eine spannendes, visionäres Modern Rock-Album mit einer handvoll Ausnahmesongs, das einige Zeit braucht, um seine Wirkung zu enfalten, sich dafür aber dann umso fester in den Gehörwindungen festsetzt.

7 von 10 Punkten.


8bit Sounds

Ich habe heute mein erstes volldigitales Mixtape (oder eher Muxtape) ‘aufgenommen’. Es enthält die coolsten 8bit-Coverversionen, die im ganzen Web zu finden sind und waren (ich sammle diese grandiosen Werke seit einiger Zeit). Computerspielmusiktechnik von vorgestern trifft auf Gitarrenmusik von heute. Gameboy Metal & Alternative, gewissermaßen.

Anhören kann man sich das Meisterstück hier.


Agalloch @ Ragnarök (2008)

img_3684-02sig

Agalloch Live @ Ragnarök V Festival 5 in Lichtenfels


Sworn @ Ragnarök (2008)

img_3859-01_filteredsig

Sworn Live @ Ragnarök V Festival 5 in Lichtenfels


Norther @ Ragnarök (2008)

img_3646-02

Norther Live @ Ragnarök V Festival 5 in Lichtenfels


Review: Portishead – “Machine Gun”

Das „Chinese Democracy” des TripHop ist es, gewissermassen, dieses Album, dessen erste Single seit gestern vorliegt. Ganze elf Jahre haben uns Portishead warten lassen auf die lapidar “Third” betitelte, mit minimalistischem Artwork und mit elf Songs versehene Scheibe, die für viele schon vorab zu den Highlights des gerade erst richtig beginnenden Musikjahres zählt. Wer dabei insgeheim schon einen bloßen Aufguss alter Tugenden, gewissermassen ein Best-Of mit neuen Songs, befürchtet hat, den dürfte ‚Machine Gun’ eines Besseren belehren: Eiskalte Maschinengewehrdrums, elektronisch verzerrt, treffen auf eine fragile Beth Gibbons, die verzweifelt gegen die Maschine ansingt, dabei aber nie wirklich die Oberhand gewinnt. Erst ganz am Ende, wenn sie schweigt, vermischen sich warme Synthie-Melodien mit den weiterstampfenden Beats zum Finale von Etwas, das man nicht kommen sehen konnte. ‚Machine Gun’ ist ein Statement, ist die konsequente Präferenz von Kunst über Kommerz, ist die kältere Version von Radioheads ‚Idioteque’, und beweist, dass Portishead sich eben nicht auf dem ausruhen, was sie bereits erschaffen haben, sondern vielmehr weiter auf Pfaden voranschreiten, die viele Bands gar nicht erst als alternative Wege wahrnehmen. Eine eindrucksvolle Demonstration davon, wie man kreative und progressive Musik macht, die sich nicht so einfach in Schubladen pressen lässt. Ab dem 28. April auch in Albumlänge. Man darf sehr gespannt sein.

9 von 10 Punkten.


NeuRosen (XL)

Irgendwie wächst mir schon wieder alles über den Kopf. Aber vielleicht findet sich hier jemand, der das Problem löst.


Ein eigener Sache: “Paul & Christine”

trailer

Der offizielle Trailer für den Film “Paul und Christine” von Jérôme Gemander kann hier bewundert werden. Meine Wenigkeit ist der verrückte Clown mit dem Zylinder und der John Lennon-Sonnenbrille :).


Tiefenstrukturanalyse (XXII)

Hillary Clintons plötzliches Plädoyer für eine Zusammenarbeit mit Barack Obama im Rennen um die US-Präsidentschaft (mit dem obsoleten Hinweis darauf, dass die Leute nur noch entscheiden müssten, wer dann für welche Position kandidiert) könnte raffinierter kaum sein: Sie weiß natürlich zum einen, dass die Leute wissen, dass sie nie als Vizepräsidentin unter dem viel jüngeren und unerfahreren Obama dienen würde und zum anderen, dass viele nach dem monatelangen Tauziehen die Doppel-Variante inzwischen für die beste Lösung halten. Zudem könnte sich die Partei sicher sein, mit beiden zusammen einen sicheren Sieg gegen John McCain zu erringen.

Geht Obama also auf die Gedankenspielchen seiner Rivalin ein, hat er schon verloren, denn dann gibt es nur noch die Lösung, dass er als der Newcomer der Vizepräsidentschaftskandidat wird. Sperrt er sich hingegen, dann hat er ebenfalls den schwarzen Peter: Er wäre nämlich dann derjenige, der das nun zum ersten Mal wirklich mögliche „Dreamteam“ verhindert.

Wir lernen wieder einmal: Niemals Clinton unterschätzen. Noch gestern sah es so aus, als wäre die Lady endgültig raus aus dem Spiel, heute macht sie wieder Punkte um Punkte und geht, zumindest gefühlt, deutlich in Führung. Obama hingegen scheint sich nach der Niederlage verkrochen zu haben und darüber nachzudenken, wie er jetzt weitermachen soll. Wenn das mal kein Fehler ist.


Tiefenstrukturanalyse (XXI)

“Gott sei Dank dürfen wir Kiffer-Fotos jetzt den Behörden geben“ titelte heute, zumindest für ein paar Stunden, Spiegel Online in Bezug auf ein Interview mit dem StudiVZ-Geschäftsführer Marcus Riecke. Der Aufschrei in der Bloggerszene und sonstwo im Netz ließ natürlich nicht lange auf sich warten.

Dazu gibt es dreierlei zu sagen: 1) Wer öffentlich Bilder irgendwelcher Art von sich ausstellt, sich dann wundert, dass diese öffentlich sind, und nach “Datenschutz” ruft, dem wurde offenbar das Gehirn schon vor langer Zeit amputiert 2) Wer wirklich glaubt, dass irgendeine Staatsanwaltschaft in Deutschland wegen eines Fotos, das irgendwen beim vermeintlichen Cannabiskonsum zeigt (was übrigens, entgegen der landläufigen Meinung, an sich keine Straftat darstellt, strafbar ist lediglich der Besitz) einen Antrag bei StudiVZ stellt, um den “Klarnamen” zu bekommen (steht der nicht sowieso schon da?) und dann Maßnahmen ergreift, der ist noch dümmer als die Menschen in Kategorie Eins 3) Dass der Spiegel eine solche Schlagzeile bastelt, die locker Bild-Niveau erreicht, ist wirklich schwer verständlich. In dem Interview ist nämlich der zitierte Satz so gar nicht gefallen, er ist lediglich eine “logische Folgerung” des Autors. In Wahrheit springt Spon hier auf einen beliebten Internet- und Blogger-Trend auf, nämlich dem, bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf das sicherlich in vielen Punkten wirklich kritisierbare StudiVZ einzudreschen.

Viel Lärm um nichts, also, wieder mal. Die schöne neue Web2.0-Welt produziert Nachrichten, die nur um sie selbst kreisen, aber im Endeffekt keinerlei echten Inhalt haben. Warum also schreibe ich darüber und füge mehr Nichts zu dem Nichts hinzu? Ganz einfach: Weil die Google-Suchbegriffe “Kifferbilder”, “Kifferfotos”, “Spiegel Online” und “StudiVZ” in den nächsten Tagen sicherlich hunderte bis tausende Menschen auf dieses Blog leiten werden, die ich dringend abgreifen will :). Wenn Du einer von denen bist, dann: Herzlich Willkommen. Hier geht es eigentlich um Kunst, nicht um irgendwelchen neumodischen Internetkuhmist oder Drogenkonsum.

Update: n-tv greift die Vorlage auf und berichtet am 29.03. in der Sendung “Recht & Steuern” über “Spitzelvorwürfe” gegen das StudiVZ und private Daten im Internet.


In eigener Sache: Neuer Provider für die HP

Ich habe endlich einen guten Provider für meine Homepage gefunden, nämlich netroom.de. Jetzt läuft selbige endlich mit vernünftiger Geschwindigkeit. Ein großes Update ist in Planung. Stay tuned.


In eigener Sache: Musikjournalismus

Ahem *räusper*… Ich schreibe in Zukunft für die beiden Hochglanzschwesterillus Legacy und Stardust über gitarreninduzierte Töne, wilde Rifforgien in rauchfreien Clubs und die zugehörigen langhaarigen Hippies mit den Lederjacken. Hellyeah, endlich mal wieder haptisch (d.h. begrapschbar) auf Papier und nicht nur digital im Netz.