Metareflexion, yeah! (XXIV)

Suchbegriffe, mit denen verschiedene Google-Benutzer laut meinem abgefahren komplexen Besucherstatistikauswertungsprogramm bei diesem Blog landeten (V):

-”dadaismus reichtum depression”
-”gleissendes licht löscht bilder”
-”missglückte permanent make up bilder”
-”neurosen abschalten”
-”studivz kaktus im gesicht”
-”weißer ritter alice rückwärts sprechen”
-”bewusste halluzination”
-”art of love orgasmus”
-”duschen mit kette abnehmen”
-”art naiv”

Richtig kreativ, die Menschen, die mein Blog ergoogeln. In manchen Fällen frage ich mich dann aber schon, ob hier zu Weihnachten normale Kekse genascht wurden… einen scheinbar Verrückten kann ich zumindest erklären: “weißer ritter alice rückwärts sprechen” bezieht sich auf ‘White Rabbit’ von Jefferson Airplane, dessen Text ich irgendwo ganz hinten im Archiv mal als Zitat ins Deutsche übertragen hatte =)…. white knight is talking backwards.


Kollektiv

Sie trieben die ganzen schwarzen Schweine ins Bergwerk hinunter. Ich stand drüben am Turm, die gleißende Herbstsonne genau über der Kuppe des Berges. Aus dieser Entfernung sah es ein bisschen so aus, als würde ein grotesk großer, schwarzer Tausendfüssler in einem Loch verschwinden, gefolgt von eine handvoll Stöcke schwingender bunter Kleckse. Ich zündete mir eine Selbstgedrehte an und dachte über das nach, was Elias über die Theorie hinter der ganzen Sache gesagt hatte. Es machte auf bizarre Weise Sinn und doch hatte ich ein verflucht ungutes Gefühl dabei, was mich allerdings nicht daran hinderte, mich hinzusetzen, die letzten Sonnenstrahlen auf meine Glatze scheinen zu lassen und langsam wegzudämmern, betäubt von Whisky und dem undefinierbaren Zeug, das man hier dem Tabak beimischte. Als nach einigen Stunden einer der Leute wieder nach oben kam, ein bärtiger Typ mit einer roten Kapuze, den ich als den ‘Zerrmixer’ kennengelernt hatte und in eine silberne Trompete blies (es schien mir kurz, als würde sich die Sonne so darin refektieren, dass das Licht direkt in meine Augen fiel), war ich schlagartig hellwach. Die helle, kurze Tonfolge hatte sich irgendwie in meinem akustischen Wahrnehmungskanal verfangen und spulte sich selbst immer wieder ab. Ich stand auf und ging schwankend auf den Eingang des Bergwerks zu.

“Wir haben es wieder vollbracht”. Jannis strahlte. Er war über und über mit Blut besudelt, seine Hände und kompletten Unterarme waren rot, sein Gesicht sommersprossenartig mit trocknenden Spritzern übersäht. “Ich bin beeindruckt”, sagte ich. Beim Film nennt man es Wort-Bild-Schere, wenn das, was gesagt wird und das, was die Bilder ausdrücken, auseinanderdriftet. Die Schere zwischen meiner Mimik und meinen Worten war hoffentlich unübersehbar. Ich fühlte nur Abscheu. “Neuling, Du hast keine Ahnung”, sagte Elis, “keine Ahnung”. Er wiederholte die beiden Worte anschließend noch einmal. Oder war das nur wieder das, was sie Loop nennen und mit der Droge zusammenhängt? Es war mit scheißegal. Ich konnte mit dieser Situation nicht umgehen. Fünf Männer und drei Frauen, die gerade an die sechzig Tiere mit beinahe bloßen Händen umgebracht hatten, um einer von ihnen selbst erfundenen Inspirationsgöttin zu huldigen, an deren Existenz sie nichteinmal im tatsächlichen Sinne glaubten. Umgebracht? Niedergemetzelt. Wie war ich hier hineingeraten? Ich hatte natürlich, wie jeder von uns, schon von primitiven Tieropferritualen gehört. Schließlich kommt sowas sogar in der Bibel vor, oder nicht? Aber das hier was etwas anderes, wahrscheinlich deshalb, weil es nicht nur Literatur war. Weil es nicht in einer lang verflossenen Epoche spielte, sondern im Hier und Jetzt. Weil diese Leute kein primitiver Stamm in der dritten Welt waren. Es war barbarisch, es war wahnsinnig roh. Es war ekelhaft. Und es funktionierte.

Ich blieb. Nach einiger Zeit gewöhnte ich mich an das jährliche Fest. Als ich das vierte Mal daran teilnahm, bemerkte ich, dass ich schon Wochen davor begann, mich heimlich darauf zu freuen. Ich war endlich Teil einer Gemeinschaft, die nur den Zweck verfolgte, Kunst zu erschaffen. Und das Fest verband uns. In manchen Situationen muss man seinen inneren Schweinehund bezwingen. Bei uns muss man ihm freien Lauf lassen. Nach dem fünften Jahr erklärte ich zum ersten Mal einem Neuankömmling, dass er keine Ahnung hätte. Und ich war überzeugt von dem, was ich sagte.


Tiefenstrukturanalyse (XVII)

Bedeutung an sich existiert nicht. Sie muss erst geschaffen werden. Die bessere Bedeutung ist dabei immer die, die man selbst schafft, oder noch besser, in Kollaboration mit anderen schafft, so dass man sie auch beim sozialen Interagieren benutzen kann. Dabei gilt in den meisten Fällen: Je weniger Menschen an der Schaffung und Nutzung der jeweiligen Bedeutung beteiligt sind, desto besser ist sie. Kollektive, gesellschaftlich umfassende und erlernte Bedeutungen sind dagegen minderwertig. Darüber hinaus gilt natürlich das, was man „Klischee“ nennt als niederste Form von kollektiver Bedeutung, die einfach jeder versteht und die einen oft derart brutal anspringt, dass man sich ihr nur durch Ignoranz ihre ganzen Existenz entziehen kann.


Der komplett rationale Amoklauf

Mit zugespitzten Metaphern bewaffnet,
mit stahltürgeschützten Chiffren bewehrt,
von koinzidenzgenerierten Kodeworten verschlossen,
wahnwütig, nicht -witzig,
irre ich, halbverhederrt,
durch das blickdichte Dickicht der Poesie,
das Ziel vor Herzen, vor Augen nichts außer Dir.


Glücksanleitung

Such Dir Sinn und mach Dich groß,
nimm zwei Stöcke in die Hand
und fang endlich an zu trommeln,
trommle laut und schrei’ dazu,
schrei’ Worte wie den Bienenvater,
vierfachbödig, Wolkenpumpen,
brutalst bunt und kreatürlich.


Metareflexion, yeah! (XXIII)

Das ganze Schaffensprozedere ist bisher von allen Theoretikern falsch angegangen worden. Kunst muss aus dem Künstler in der Art geboren werden wie z.b. ein Baum einen Apfel hervorbringt, es muss eine natürliche Geburt sein, die in der Folge auch kein blosses Abbilden von irgendwas, das die Natur schon gemacht hat, sein kann, sondern eine völlig eigenständige Frucht erzeugt.

Kunst ist in der Folge dessen selbstverständlich “abstrakt” oder “fremd” für den, der diesen Prozess nicht erkannt hat. Und der ganze Rest ist eher Journalismus.


Freistil (CV)

Ich glaube fest daran, dass das Talent zu einer künstlerischen Tätigkeit, welcher Form auch immer diese sein mag, die unvermeidbare Verpflichtung mit sich bringt, die Tätigkeit auszuüben, ihr Raum im eigenen Leben einzuräumen und sie, wenn es nötig sein sollte, auch vor die privaten Interessen zu stellen. Das ganze hat etwas religiöses, wenn man will, in dem Sinne, dass man sein Leben an etwas widmet. Wenn man nicht will, hat es nichts religiöses, sondern ist einfach nur Arbeitswut (neudeutsch Workaholism) und Disziplin. Es ist meiner Meinung nach genau das, was den echten Künstler von demjenigen unterscheidet, der lediglich talentiert ist, dieses Talent aber seinen eigenen, im größeren Kontext völlig unbedeutenden Interessen unterordnet. Und wenn das jetzt zu pragmatisch klingt, dann sei hinzugefügt, dass eine, im Idealfall gigantisch brennende Leidenschaft sehr hilfreich dabei ist, die Disziplin für die Ausübung der entsprechenden Tätigkeit aufzubringen. Notwendig ist sie aber nicht zwingend.

Jedesmal dann, wenn ich Dich ins Bett bringe und Du mich fragst, ob ich nicht doch gleich mit unter die Decke schlüpfen will, verfluche ich diesen Glauben. Wenn ich einige Stunden später mein eigenes, kleines Zimmer verlasse, um zu Dir zu kommen und sehe, was ich in dieser Zeit aus dem Nichts heraus einfach geschaffen habe, dann nicht mehr.


Instant Poetry (LXI)

Ohne Farbe (Eigenschaft I)

Schaut, oh Wasserlilienkelche:
Alle Lichter, alle fernen Orte!
Kleinteil, im Menschenmunde
größstes Wunder.

Um die versunkenen Tempel
stehen Cypressen,
und sofort und kamerabewert
schweift er zu Aug um Aug!


Wort für Wort (XXXI)

“Hey, würdest Du vielleicht ein gutes Profilbild fürs StudiVZ von mir machen?” – “Nein.” – “Nein? Aber für den Dings hast Du doch…” – “Nein. Habe ich nicht. Ich habe den Dings photographiert und er hat mich im Anschluss gefragt, ob er eins der Photos dort verwenden darf, was ich mit einigem Widerwillen erlaubt habe. Photographiere ich etwa neuerdings für irgendwelche billigen Web2.0-Absteigen?” – “Aber..” – “Jetzt komm mir bloss nicht mit dem Argument, dass ich da doch selbst Photos hochgeladen hätte. Ja, habe ich. Genauso wie bei Facebook, Myspace und allen sonstigen an sich zweckfreien Plauderportalen. Und zwar um meine Arbeit zu promoten, die an sich nichts, aber auch gar nichts mit diesen Seiten zu tun hat.”


NeuRosen (XXX)

Eine Herausforderung ist nur dann eine Herausforderung, wenn die Möglichkeit des Nicht-Scheiterns besteht. Da es aber technisch, zumindest mit meiner Kamera, die nur bis ISO800 halberträgliche Resultate liefert, unmöglich ist, ohne Blitz in einem größeren Raum brauchbare Indoor-Fotos von sich bewegenden Menschen zu machen und ich keinen solchen besitze, kann es auch keine Herausforderung sein. Ich nehme also nicht die Herausforderung nicht an oder bin egoistisch, sondern möchte lediglich vermeiden, die in meine Bilder permanent und auch in diesem Fall zweifellos gestellten Erwartungen zu enttäuschen. Nimm meinen eigenen Perfektionismus hinzu, der mich bisher relativ zielsicher davor bewahrt hat, mich vor mir selbst allzu sehr zu blamieren, nimm hinzu, dass Du mir vor nicht allzulanger Zeit selbst aufgetragen hast, ich möge doch öfter meine Meinung und das Wort “Nein” sagen, wenn ich etwas nicht tun will oder kann, nimm hinzu, dass ich schon allein wegen der Uni so gut wie gar keine Zeit habe, um schlechte Bilder zu machen, auf die die Menschen dann viel zu lange warten müssten, um von denen ich und alle anderen am Ende nur enttäuscht wären, dann ist es fast eine zwingende Konsequenz, dass ich die Frage mit eben jenem “Nein” beantwortete, auch wenn ich wirklich sehr gerne anders gehandelt hätte.

Ich verstehe, woraus Du ein “Enttäuschtsein” ableiten willst, ich verstehe, dass es vielleicht gar nicht den Anspruch an irgendeine Art von Perfektion von Deiner Seite aus gegeben hätte, aber den gibt es von mir aus. Und er ist sehr stark, dieser Anspruch. Ich mache keine Dinge halb. Es ist etwas in mir, dass mir das verbietet. Und ich bin froh, dass dieses Etwas existiert, denn ohne seine Existenz wäre ich wie jeder beliebige andere Mensch.


Briefing (VIII)

Lieber Passant mit Hut,

es war wirklich sehr nett, dass Du mich ansprachst, als Du mir begegnetest, während ich an einer sehr kargen Stelle im Industriegebiet dabei war, wieder einmal den Herbst in Bildern festzuhalten. Auch auf Deine verwunderte Frage, was ich denn da photographieren würde, da gäbe es doch nur hässliches Gestrüpp, versuchte ich verständlich zu antworten, auch wenn ich Dir natürlich nichts über die generelle Ästhetik des Verfalls oder die Schönheit in der Vergänglichkeit aller existierenden Pflanzen erzählt habe, um Dich nicht noch mehr zu verwirren. Dass Du dann aber, nach einem kurzen Lachen kopfschüttelnd von dannen gezogen bist, könnte ich fast als eine Beleidigung auffassen, wenn mir derartiges nicht schon häufiger passiert wäre (vor allem auf Baustellen und in alten Fabriken) und ich nicht an diese Reaktion gewöhnt wäre.

Dir sei hiermit nochmal versichert, dass ich schon wusste, was ich tue. Ich will Dir in jedem Fall nochmal für die später erfolgte Erkenntnis danken, die darin besteht, dass es vielleicht genau das ist, was meine Photographie zu einem großen Teil ausmacht: Ich sehe interessante Bilder, wo andere nur hässliches Gestrüpp am Rande wahrnehmen.

Vielleicht sieht man sich mal wieder,
S.


Metareflexion, yeah! (XXII)

Suchbegriffe, mit denen verschiedene Google-Benutzer laut meinem abgefahren komplexen Besucherstatistikauswertungsprogramm bei diesem Blog landeten (IV):

-”art ist name”
-”bumsen”
-”Dekonstruktivität”
-”zettelgedichte”
-”formular antrag auf abschlusshilfe”
-”foto de jared leeto”
-”Fotos von violetten lilien”
-”helmut newton+kochtöpfe”
-”liebesbriefe eines hasen”
-”männer escort prag”

Zu schade, dass ich nicht alles davon wirklich leisten kann… der Männerescortservice in Prag muss noch warten, bis ich das Startkapital auftreiben kann, Fotos von Jared Leeto gibts vorraussichtlich auch nicht in naher Zukunft und für Formulare zum Download ist eher das Bafögamt zuständig, aber der Rest passt schon, insbesondere, was die Liebesbriefe von Hasen betrifft ;).


Metareflexion, yeah! (XXI)

Sie meinen allgemein? Es scheint eine Art von menschlichem Bedürfnis zu geben, die Zeit anzuhalten. Und zwar bei glücklichen Momenten. Erinnerungen müssen greifbar gemacht werden. Es ist heute schwer, auf eine Geburtstagsparty zu gehen und nicht auf irgendeinem der dort zu hunderten gemachten Photos im Hintergrund zu sehen zu sein, selbst wenn man das vermeiden will, weil man sich für nicht photogen hält. Niemand käme dagegen auf die Idee, Bilder von jemandem zu machen, der gerade weint, weil ein Familienmitglied gestorben ist. Man will an Erinnerungen festhalten, aber nur an den guten. Darum geht es.

Natürlich unterscheidet sich meine Arbeit davon. Nun ja, ich will gar nicht bestreiten, dass es sich zu einem gewissen Teil genau um dasselbe dreht, ich habe schließlich dieselben elementaren Bedürfnisse, aber das ist in meinen Bildern längst nicht so vordergründig oder plakativ der Fall. Bei mir sind es eher die Orte, die meist nur ich selbst kenne und die Models, zu denen ich einen persönlichen Bezug in welcher Form auch immer habe, oder generell die Erinnerungen, die ich mit Motiven verbinde, die die Ebene der Zeitanhaltung bedienen und auch das nur, quasi fast exklusiv, für mich selbst oder einige wenige Mitwisser. Es ist gewissermaßen um einige Levels introvertierter als irgendwelche Partyschnappschüsse.

Obendrauf kommen meiner Meinung nach bei ernsthafter Photographie zwei weitere Ebenen, nämlich die des technischen Aspekts und die des Konzepts. Der technische Aspekt meint prinzipiell nichts anderes als dass man ein Photo in Sinne der Bildqualität so perfekt wie möglich machen will. Das heisst in allererster Linie (und das Folgende gilt beispielhaft jetzt nur für mich persönlich, da es natürlich im gleichen Zug auch eine Stilfrage ist): Vermeidung von Blitzlicht, Mischlicht, unvorteilhaftem Schattenwurf, Vermeidung von direktem Sonnenlicht und unnatürlichen oder zu monotonen Farben. Vermeidung von Bildrauschen, niedrige ISO-Werte, kurze Belichtungszeiten, falls das spezielle Bild nicht dem künstlerischen Aspekt entsprechend etwas anderes fordert. Knackige Schärfe an den passenden Stellen, schöne Übergange zum unscharfen Hintergrund, perfekt sitzender Fokus, gute Bildkomposition nach dem klassischen goldenen Dreieck und solche Dinge mehr. Das Konzept ist hingegen das, was das Foto im Kern ausmacht. Es ist der künstlerische Teil an der ganzen Arbeit. Ich setze nicht einfach jemanden hin und drücke auf den Knopf, zumindest nicht in der Regel. Das erscheint mir zu wenig, es sei denn natürlich, die Person ist selbst schon eine Art von Kunstwerk. Aber selbst dann kann man noch Einiges obendrauf satteln. Ich denke mir Ideen aus, kleine Geschichten, die ich dann perspektivisch und mimisch umsetzen will, ich verkleide die Menschen, ich suche aus, was sie auf den Fotos tragen, wie sie gucken, welches Make-Up sie anhaben, welche Accessoires mit auf dem Bild sind. Ich beschließe, wo ich das Ganze von wo aus fotografieren will und mit welcher Brennweite. Das ist alles extrem wichtig für meine Bilder. Sie zeigen nicht einfach jemanden, wie er ist, sondern sie zeigen eher eine Person, wie ich sie mir vorstelle. Ich fotografiere gewissermaßen auch das mit, was ich empfinde, und an der Stelle kommt ins Spiel, dass meine Bilder nicht nur introvertierter, sondern auch gleichzeitig persönlicher sind als Schnappschüsse, obwohl das zunächst ein Widerspruch zu sein scheint. Die digitale Nachbearbeitung ist selbstverständlich ein großer Teil davon, deswegen könnte ich auch nie wieder zur analogen Photographie zurück. Ich kann ewig darüber nachdenken, wie ein einzelnes Muttermal ein Bild verändert und ob es dazugehören soll oder ob ich es wegretuschiere. Welche Farben geeignet sind. Wie kräftig sie sein sollen. Ob das Bild ein Schwarzweißbild wird oder nicht, oder irgendwas dazwischen. Das sind die Fragen des Konzepts, der Idee von einem Bild, von dem Teil, den derjenige, der es am Ende betrachtet, letztendlich als einziges bewusst wahrnehmen wird, denn niemand hat einen Anteil an meine persönlichen Erinnerungen an den Ort der Aufnahme oder das Model (der Fehler von allen Leuten, die ihre kleinen Kinder oder Haustiere fotografieren und diese an sich sinnlosen Fotos im Netz ausstellen ist der, dass sie exakt das vergessen), niemand sieht die Arbeit, die hinter einem technisch guten Bild steckt, wenn er es gewohnt ist, von Dir fast ausschließlich technisch gute Bilder zu sehen (weil Du als ambitionierte Fotograf die anderen weit hinten auf Deiner Festplatte versteckst oder gleich löschst). Das Konzept, das entscheidet alles. Es ist das ausschlaggebende Element, sobald Du die Technik im Griff hast.

Es ist also eine Mischung aus Erinnerungskonservierung, Beherrschung der vorhandenen Technik und solidem künstlerischem Konzept. Ist es das, was Sie wissen wollten? Und? Wie bringt Sie das jetzt weiter? Ich verrate es Ihnen: Es wird Sie keinen einzigen Schritt weiterbringen. Weil es zugleich eine individuelle Sache ist. Wenn Sie genau das umzusetzen versuchen, was ich gerade beschrieben habe, werden Sie keine besseren Bilder machen. Weil das nicht Ihre Antwort ist, sondern meine. Und weil der einzige Weg zu guten Photos der ist, Ihre eigenen Antworten auf die Fragen zu finden, die hier gar nicht gestellt wurden. Und weil die Fragen aus einem bestimmten Grund gar nicht gestellt wurden, nämlich dem, dass die Reflexion über das, was man gut machen will, so tief in einem selbst verankert sein sollte, dass man keine expliziten Fragen braucht, um sie hervorzurufen.