Der Aufstand der Baumwesen (2013)

Eine abstrakte Baumwurzel


Restdenken (III)

„Ich als Dich das erste Mal angefasst habe, wusste ich, dass wir miteinander schlafen würden. Das konnte man irgendwie richtig erfühlen.“

„Express Yourself“, der große Irrtum jedes Mitmachmediums, das hat immer mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun. Natürlich expressen sie dann nur die positiven Aspekte, niemand würde ein Foto von sich veröffentlichen, auf dem er scheiße aussieht und ihm mit aufgequollenem Gesicht Rotz und Tränen aus der Fresse laufen. Menschen als Personen haben in den meisten Fällen leider nichts zu sagen, sie sind langweilige Figuren. Menschen interessieren sich eher für Menschen, sie können gar nicht anders. Statt „Express Yourself“ müsste es doch „Erfinde interessantes Zeug“ heißen, noch besser „Erfinde interessantes Zeug, dass mit Dir und Deinem Alltag so wenig wie möglich zu tun“ hat, aber erklären Sie das mal einer Person, die gerne ihr Mittagessen abphotographiert, da stoßen Sie schnell an Vermittlungsgrenzen, die nicht mit Worten überwindbar sind. Gegen solche Vereinfachungen bin ich massiv. Ich will konstruktiv sein: eine Maschine bauen, die alles einreißt und tötet und Pflanzensamen über dem Schutt und den toten Körpern ausstreut.

Du bist der Mittelpunkt Deines Universums. Ich verstehe das, denn ich bin, wie jeder andere auch, auch der Mittelpunkt meines Universums. Die einzige Frage, die sich stellt, ist die, ob Du verstanden hast, dass es auch andere Universen gibt und dass sie dasselbe Recht haben, zu existieren, wie Dein Universum. Es ist der einzige Faktor, nach dem ich Dich beurteilen werde.

Das Leben als ein endloser Fluchtreflex, das kann nicht gut gehen. Nicht ohne eine kontrolliert durchgeführte Flucht, besser noch: eine völlig unkontrolliert durchgeführte Flucht. Heimlich schreiben, ein Schreiben auf der Flucht vor der Bühne, die in der heutigen Zeit an jedes Schreiben automatisch angeschlossen ist, denn sie das destruktivste Element.


Eine Kurzgeschichte.

Heinz täuscht eine Seelenverwandtschaft an.


Nanoskop (XLIV)

Augenblick, verweile doch, ich möchte Dich verprügeln! / Jeder weiß, dass die Sonne auf- und untergeht, fast niemand, dass sich der Sternehimmel dreht. Freilich ist beides egozentrischer Unsinn. / Fabelhaft: Märchen. / Übermutige Kätzchen retten mich, wenn ich mich auf Bäumen verklettere. / „Die halswirbellose Giraffe schleift ihren Kopf durch die Weiten der Savanne. Ihrem aufmerksamen Blick entgeht dabei kein Sandkorn.“ / Mummenschanz, mäandernd. / Wenn Du Glück hast, dann triffst Du ihn an einem der Tage, an denen er versehentlich die Schippe statt der Sense mitnimmt. / Du ziehst mich runter, ich will Dich hochziehen. Immer dann, wenn ich zu gewinnen drohe, lässt Du meine Hand los. / Igelsuppe „Sonic“. / „Fast möchte man ihm glauben, dass er diese Dinge auch ohne Publikum getan hätte.“ / Alte Liebe, ungepflegt. / Ihr könnt euere Meinungen jetzt wieder einpacken. Ich habe gerade den Diskurs im Wald ausgesetzt. Er hat noch treudoof dem Auto nachgeguckt.


DurchbruchKompass (2010)

Eine dadaistische Collage mit einem Seehund
“DurchbruchKOMPASS / Schwamm drüber!”


Nanoskop (XLIII)

Das letzte Tabu in einer komplett narzisstischen Gesellschaft: Wenn man sich selbst als Person total scheißegal ist. / „Wir kennen uns von den Blütenblättern des Gänseblümchens.“ / Man lebt ausgeglichener, wenn man sich vom Verlust nicht drohen lässt. / Sehenswerte Infografik aus ganz vielen Schriftzeichen, die sich zwischen zwei Buchdeckeln zu ganzen Sätzen zusammengerottet haben. / „Ich bin Schreiber.“ – „Was macht man da so die ganze Zeit?“ – „Trinken, Scheiße bauen und sich Sorgen darüber, dass man nicht schreibt.“ / Druckreifes Lügengebäude mit poetischem Fundament. / Fettecke wegputzen, Dosensuppe verputzen. / Inner relationship and it’s complicated. / Vier beinlose Spinnen rollen in eine Bar. Vielsagende Blicke aus sechzehn schwarzen Augenpaaren fallen auf den schweigsamen Barkeeper mit Hut. / Das aggressive Mittelmaß. / Es ist seltsam: Arroganz und Demut haben die Tendenz, sich immer in den Menschen einzunisten, in denen sie absolut nichts verloren haben. / Ich komme in Scharen.


Im Tal der toten Bäume (2013)

Mehr.


Mein Lifestyle-Geheimtipp.

Mein Lifestyle-Geheimtipp: Als toter Astronaut bis in alle Ewigkeit durchs Weltall floaten (wenn nichts dazwischenkommt). Das ist grenzenlose Freiheit, wie man sie sich landläufig vorstellt. Ich mach das schon seit drei-, vier-, fünfhundert Jahren, irgendwas um den Dreh. Ganz ruhig, entspannt, gefroren. Bisher ist mir noch nichts von Belang begegnet, nur das schwarze Nichts, aber das wird schon. Die Hoffnung stirbt zuletzt.


Nanoskop (XLII)

Hier sind die zwei wichtigsten Grundregeln: 1. Erwarte nichts. / „Ich kann nicht Deine Muse sein, denn das ist keine Kunst.“ / Je desto, desto desto. / „Würdest Du gerne mal eine Weltreise machen?“ – „Kommt ganz drauf an, wohin.“ / Geräuschkulissenwald. / „Du bist ein kluger Mensch, warum schreibst Du nicht?“ – „Wer erkennt denn gute Texte?“ – „Du bist sogar noch klüger als ich dachte.“ / Rabauken in Leder, Fräuleins mit Sektenerfahrung. / Pro-Tipp: In einer Dreiecksbeziehung immer die Hypotenuse sein. / Paradox „Ich hatte mir mehr von Dir versprochen, aber Du hast es nicht gehalten.“ / Redundanz nervt. Wiederholungen sind schrecklich. Die selbe Information immer wieder, das will man nicht. Überschneidungen braucht keiner. / Sich im Alltag verstecken. / „Im Universum wurde ein Objekt entdeckt, dass 40.000 Mal größer als die Milchstraße ist.“ – „Egal. Mein Thema ist deutsche Innenpolitik.“ / Geheiligt werde der Zweck und das Kanonenrohr. / Fleht die Stille:


Den Rest überall.

Ich steh total auf Dinge, die es sonst nirgends gibt, denn den Rest, den gibts ja überall. Da sitze ich also, auf der Treppe um die Ecke und rauche eine Zigarette und trinke Kaffee und meine Beine überspringen ordnungsgemäß eine Stufe, denn die Beine auf die Stufe unter die Stufe zu stellen, auf der sich der Arsch befindet, das machen nur Mädchen. Also sitze ich da und rauche und spiele mit meinem Feuerzeug rum und die kurze Jeanshose schiebt sich über das Knie und ich zünde die dünnen Haare unter meinem Knie an, einfach so, weil das gibts sonst nirgends. Das knistert ganz leise und dann kräuseln sich die Haare und bilden ein merkwürdiges Muster. Wenn man genau hinguckt, dann ist es ein nur scheinbar chaotisches Muster aus kleinen schwarzen Knubbeln, in denen Haare zusammengeschmolzen sind, verdrehten Haaren, die nur heiß geworden, aber nicht verbrannt sind und normalen Haaren. Das müsste man mal photographieren, denke ich, das sieht eigentlich ganz interessant aus, so richtig in Macro, das wäre Kunst. Und dann beuge ich mich über mein mein Knie und senke den Kopf und rieche an den verbrannten Haaren, weil der Geruch von verbrannten Haaren, den gibts sonst nirgends und der riecht ganz speziell, das riecht man ja nicht jeden Tag. Und dann wiederhole ich die ganze Prozedur, weil ich das, was es sonst nirgends gibt, wenigstens zweimal haben will und das sieht dann sicherlich ziemlich bescheuert aus, wie ich da sitze und die Haare unter meinem Knie anzünde und daran rieche. Zum Glück kommt beim zweiten Mal eine Frau die Straße entlang und beobachtet mich ganz erstaunt dabei, die kann ich fragen, wie bescheuert das eigentlich aussieht. Ich habe mir ihr Gesicht genau gemerkt, falls ich sie mal wieder treffe, frage ich sie ganz bestimmt.


P.S. All The Stars Explode Tonight (2013)


Nanoskop (XLI)

Perfekter Kosename „Kollaborateurin“. / Wenn Dein erster Gedanke immer „Und was hab ich davon?“ ist, dann halte ich Dich für einen Idioten. / „Bitte reduziere mich nicht auf das, was ich schreibe.“ / Hinter der Bühne die Gespenster, vorne spielst Du. / Was würde Schwitters twittern? / „Vor sieben Jahren bauten wir uns ein Haus auf dem Land, vierzig Kilometer von der Stadt entfernt. Dann wuchs Hanoi plötzlich um uns herum.“ / Amerikanische Studien haben herausgefunden, dass sie fast nie gelesen, aber dafür oft mit reißerischen Überschriften verlinkt werden. / Angst: Eine der vielen Möglichkeiten, auf Adrenalin zu reagieren. / Geständnis: Ich will alle meine Sätze mit „Geständnis:“ einleiten. Das verleiht ihnen direkt mehr Gewicht. / „Verantwortungsbewusst trinken? Nicht mit mir, Freundchen!“ / Königswege hinter fest verschlossenen Türen. / Die schweigende Mehrheit hat bei mir angerufen und nichts gesagt, aber ich vermute, es ging mal wieder um euch. / An der Pappenheimer Landstraße ganz hinten links.


Ereignis.

Nacht, zwei, drei Uhr, sie wacht auf, das Kissen schweissnass, hat geträumt, geträumt wie sie ihn ermordet, weiss nicht, was sie denken soll, darüber.

Der Hammer plötzlich in ihrer Hand, er schreit noch herum hinter ihrem Rücken, wild, plötzlich still, als er ihren Blick sieht (und das Werkzeug). Zwei, drei, vier, fünf Mal saust der Hammer auf seinen Kopf, am Anfang wehrt er sich noch, später röchelt er, dann röchelt er nicht mehr, dann wehrt er sich nicht mehr, sondern liegt nur noch auf dem Boden, liegt herum wie ein Gegenstand. Sie, unsicher ob er tot ist, dann das Blut, schwarzes, dickes, wundervolles Blut, fliesst warm und in Strömen, Halsabschneider mit abgeschnittenem Hals. Schlaf, du brauchst Schlaf, du wirst nicht mehr erwachen, murmelt sie, ihr Haar ist wirr, ihr Blick jetzt sanft.

Sie legt den Kopf wieder auf das Kissen, das jetzt trocken ist, später, ihre Augen wandern durch das Zimmer, die Schattenrisse fallen hinein, Schrank, Schreibtisch, Bücherregal, Mantel auf dem Boden, das ist die Leiche. Sie zählt und lässt sie springen, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig, schläft dann wieder ein, halb fünf, vielleicht auch sechs, ihre Hände noch blutig.