Einfach mal raus auf das analoge Land: Twitter und @silenttiffy mitten in der Nacht einfach ignorieren, selbst wenn man die Depression um drei Uhr morgens gerade sowas von nachvollziehen könnte und froh wäre, da im magischen Kästchen mit dem Apfelsymbol hinten drauf unter der Bettdecke im Nichtschläferland eine Verbündete zu haben, die sich die Finger und den Geist wund schreibt gegen all den Kram, der so im Innen passiert, den Facebookstream, in dem immer wieder Sascha Lobo bei mir auftaucht, weil ich auch immer wieder darauf reinfalle, seine Postings zu kommentieren, selbst wenn die in Wahrheit doch oft klüger sind, als man es ihm nachsagt, einfach mal ausblenden, sich nicht bei Flickr und Deviantart einloggen, um sich die heuchlerischen, immer gleichen „awesome“-Kommentare von Leuten, die eher Bots als wirkliche Leute sind, durchzulesen, nur um dem eigenen Ego ein kleines Aufmerksamkeitsbonbon zu gönnen, das doch wieder nur zehn Minuten hält. Mal einfach nicht nachgucken, wer wieder grinsend und schlipstragend die selbstgegründeten, coolen Xing-Gruppen beiheimaten will, die man natürlich alle mit Mitgliederschranke versehen hat, damit die grinsenden, anzugtragenden Schlipsmenschen die Hosen in Form eines Mitgliedsantrags runterlassen müssen vor dem komischen Blogger mit dem seltsamen Profilbild, dem sie sonst nur Nichtbeachtung schenken würden, maximal, während sie sich in feierlicher Wichtigkeit mit anderen, noch breiter grinsenden Anzuträgern verknüpfen und Kontakte wie Floskeln austauschen in ihrem komischen Tanz um den Mammon. Mal einfach rausbleiben bei Last.fm und nur Musik hören, die man nicht danach aussucht, was sich gerade cool machen würde in den eigenen Wochencharts, und sich vor in leeres Blatt Papier setzen und schreiben. Wobei Papier ja auch nicht stimmt. Das Weiße, das OpenOffice (rockt übrigens derbe und ist kostenlos und dass man das immer noch sagen muss, zeigt mir die Reaktion meiner Mitbewohnerin, die ganz erstaunt darüber war, dass es soetwas gibt) mir da zeigt ist nichts anderes als die digitale Imitation von etwas, das Papier ähnlich sein soll, in Wahrheit aber nur ein eckiger Kasten aus weißen Pixeln auf einem Screen ist. Hach. Einfach mal wieder bloggen. Die Langsamkeit wiederentdecken und schreiben, was man will und so viel, wie man will, einfach da rein in diese Kiste, die man früher Laptop nannte und heute Notebook schimpft, auf die weißen Pixel, bis die weißen Pixel zu weißen Pixel werden, die von schwarzen Pixelformationen übersät sind, die sich wiederum anordnen, als wären sie Buchstaben. Einfach mal bloggen, aber nicht direkt im Blog, natürlich, wer sowas macht, der ist auch kein Blogger, sondern höchstens ein Spinner, der so tut, als wäre er ein Blogger. Blogger schreiben Artikel. Sie schreiben sie auf (digitalem) Papier und speichern sie in Ordner und dann kopieren sie sie irgendwann, wenn sie drei Mal drüber gelesen haben (und natürlich dabei trotzdem Fehler übersehen haben, denn sie sind ja Blogger und keine Lektoren) und stellen sie in ihr Blog. Und das ist ein verdammter Unterschied dazu, einfach gedankenlos in einem Browser irgendwas irgendwo in ein leeres Feld reinzutippen, oh, Mann. Aber Blogger sind auch eine aussterbende Art. Viele von uns gibt es nicht mehr, und die, die es noch gibt, mit denen habe ich auch so meine Probleme, denn einige, die schreiben viel und sagen nichts und andere, die klauen nur Links zusammen und machen sie hübsch und dann gibt es wieder solche, die haben fast gar keine eigenen Inhalte. Und eigentlich wollte ich unter alle diese Worte passende Links drunterpacken, aber weil ich gerade gut gelaunt bin und weil es, von meinem kleinen digitalen Zuhause kommend, sowieso nicht die nötige Schlagkraft hätte, um für die Alpha-Tierchen mehr als eine kleine Mücke am elefantösen Arsch zu sein, lasse ich es gnädigerweise weg.
Aber einen (oder besser gleich zwei) verlinke ich doch, weil sie vielleicht symptomatisch sind: Ich habe nämlich gerade den Popkulturjunkie aus meiner Blogroll gekickt, der mir eigentlich schon deswegen auf die Nerven geht, weil er alle paar Tage die Fratze der Mainstream-“Alternativkultur“ für wahnsinnige coole Leute, die in Wahrheit in einer Bank arbeiten, am Wochenende aber zum Depeche Mode-Konzert gehen und immer noch glauben, dass das die angesagteste und heißeste Band des Jahres wäre, hypt und doch tatsächlich die langweiligste und konsensorientierteste Best-Of-Liste des Jahres des Jahres veröffentlicht hat, bei der er zusammengerechnet hat, was die meisten Musikmagazine gewählt haben (man will seinen Kopf gegen die Wand schlagen, mit der gleichen Logik könnte man generell die Charts geil finden; es macht mich echt rasend, wie die Inhalte, die dort propagiert werden, so populär sein können, selbst wenn ich im Grunde die meisten dieser Bands und Filme selbst sehr gerne mag und auch in meiner Liste haben werde, wenn ihr versteht was ich meine, dann ist das Problem eher das, dass das Blog eben nur den „heißen“ Trends hinterherläuft und -plappert statt selbst Themen auf die Agenda zu setzen), aber auch deswegen, weil der Typ dahinter seit Monaten meine Facebookfreundanfrage lakonisch ignoriert (jaja, ich bin ganz klar eine richtig eitle Zicke bei so was und falle schon wieder auf Social Networks rein, die ja eigentlich außen vor bleiben sollten) und dafür den ollen Don Alphonso mitten rein gepackt. Weil: Etwas Ehrlichkeit tut ja immer gut und der Bursche ist der Ehrlichste weit und breit (das geben heimlich sogar seine schlimmsten Erzfeinde zu) und ich hab auch langsam die Nase voll davon, irgendwelchen Leuten digitalen Honig um den Mund zu schmieren, um irgendwo hin zu kommen. Mit einem Blog wie dem hier kommt man nirgendwo hin. Das ist Fakt und gut so. Überhaupt impliziert ja das hin, dass es ein Ziel gibt und das gibt es nicht, denn eigentlich ist dieses Blog nur aus einem Grund da, und zwar, damit ich irgendwo lange Texte reinschreiben kann, das würde ich sogar dann tun, man glaubt es kaum, wenn man diese Typen so sieht, die sonst in der Blogosphäre rumlaufen, wenn ich kein Blog hätte. Als Kind hatte ich schon Blogs. Ohne Netz. Das waren leere Blätter aus Schreibmaschinenpapier, auf die habe ich Kästchen und Spalten gemalt und dann kleine Zeitungen und Zeitschriften erfunden, von denen ich regelmäßig neue Ausgaben produziert habe. Nur für mich selbst und ganz alleine zu Hause. Liegen immer noch in meinem alten Zimmer bei meinem Eltern in einem dieser Pappschuber. Tausende davon, ungelogen. Da gibt es welche, in denen wie in einer Wochenzeitung über Ereignisse aus Welten berichtet wird, die ich selbst erfunden habe. Und welche, in denen ich die Geschichten in den lustigen Taschenbüchern rezensiere. Dann welche, in denen einfach nur Literatur stattfindet, ich hatte ja damals nix, also hab ich mir meine Literatur und meine Medien und meine Geschichten selbst erfunden und ich danke meinen Eltern echt dafür, dass sie mir keinen Fernseher und keinen Computer gegegeben haben, denn sonst wäre ich doch auch nur abgestumpft und hätte nicht, für mich und ganz alleine analog vor mich hingebloggt jeden Tag, um nach einiger Zeit wieder was zu haben, was ich mir neu durchlesen kann. Und Werbung wird’s in dem Blog hier wohl auch nie geben, ich meine, wofür sollte man denn hier werben? Für Photoausrüstungen? Da bin ich gegen, ich mag lieber Lomographie und kaputte Linsen, die man sich selbst irgendwie zusammenbastelt. Antiquitäten, vielleicht. Aber damit will ja niemand online werben, das geht irgendwie gar nicht zusammen. Musik? Filme? Kultur? Ich find ja grundsätzlich alles scheiße, bin der komplette Kulturpessimist, ich hasse sogar Avatar aus ganzem Herzen, und, ey, den mag doch wohl wirklich jeder, auch wegen seiner Öko-Botschaft und der bahnbrechenden Effekte (jetzt bloß nicht diesen alten Kalauer bringen), nur ich hasse ihn wie die Pest, und auch wenn ich wusste, dass das ein Popcorn-Film ist, als ich rein ging, hasste ich ihn in seiner Art als Popcorn-Film. Aber sowas von. „Ich glaube, mit Dir kann man echt in keinen Mainstreamfilm gehen“, sagte da jemand kürzlich zu, als ich erwähnte, wie die blauen Aliens mit Til Schweiger konkurrieren in Sachen Anzahl der Gesichtsausdrücke und dass es wohl noch nie einen Film gab, bei dem die Kosten für das Drehbuch 30 Euro und die Kosten für die Effekte 300 Millionen betrugen, und dass das wohl symptomatisch für unsere Zeit wäre. Ich glaube, derjenige, der eben das sagte, dass man mit mir in keinen Mainstream gehen kann, hat nur zum Teil recht, denn Titanic und Aliens sind für mich im Vergleich Meisterwerke.
So. Und jetzt wird wieder gebloggt. Herzlich Willkommen in Zwanzigzehn und im analogen Land: Bitte anschnallen und Blick weit nach vorne, denn wir sind die neue digitale Elite und trotzdem voll Underground. Oder so. Und das war jetzt gar kein Rant. Ein Rant geht bei mir ganz anders. Das war eine heimliche Liebeserklärung an Euch Blogger, Twitterer und Netzkreaturen (sogar den Popkulturjunkie!) da draußen, Mann. Und jetzt schalte ich die Social-Maschine doch wieder an und spamme einen Link auf diesen Beitrag durch den Äther. Aber das mit dem Abschalten und ganz in Ruhe was fabrizieren, das passiert hier in Zukunft öfter, versprochen. Ich will ja nicht, dass sich @muttibot weiter so für mich und meine Nutzlosigkeit schämen muss.